04. Dezember 1959

Forum der Leser

In der Gießener Freien Presse wurde am 4. Dezember 1959 der Leserbrief von Wilhelm Bär, Lardenbach, Freienseener Weg abgedruckt:

"In der Vorweihnachtszeit im vorigen Jahr hörte ich eine Rundfunkreportage von ausländischen Studenten verschiedener Nationen, welche gefragt wurden, was für Weihnachtslieder bei ihnen gesungen würden. Es wurde fast von jedem das Lied "Stille Nacht, heilige Nacht" genannt. Da meinte der Reporter, das Lied wäre doch international. Weihnachten 1958 nach der Christmette fand eine Familienfeier statt; da wurde auch "Stille Nacht" gesungen. Um die Reihenfolge der Verse nachzusehen, wurde das neue Gesangbuch herbeigeholt. Zu unserem Schreck mußten wir leider feststellen, dass unsere Kirchenväter uns das schöne Lied im neuen Gesangbuch vorenthalten. Ich war ganz erregt hierüber. Ein Lied das schon weit über hundert Jahre gesungen worden ist.

Wie hört man es so gerne aus Kindermund, im Chor vom Gesangverein, ja von der ganzen Gemeinde. Wie viel ist es während der beiden Kriege im Gefangenen- bzw. Konzentrationslager gesungen worden! Hier hat es manchem neue Hoffnung und Zuversicht gegeben.

Ist dies schon das moderne Christentum? Man schrieb so viel über die Kirche in der Ostzone. Wir sollten bei uns bleiben, da ist auch noch manches im argen. Ich weise hin auf die Weihnachtsausgabe der GFP, Titelblatt, wo Bischof D. Otto Dibelius in einem Artikel auch auf das Lied "Stille Nacht" eingeht. Er schreibt folgendes: "Und das Lied von der "Stillen Nacht", das wir immer wieder zu hören und mitzusingen haben, ist sentimental in der Melodie und im Text ohne rechten christlichen Gehalt. Damit wird das Fest zu einer großen Oberflächlichkeit."

Aber dagegen wäre doch wohl mancherlei zu sagen. Zunächst einmal wird jeder, der einmal zu Weihnachten im Ausland war oder es in Gefangenen- und Flüchtlingslagern gefeiert hat, über "Stille Nacht" anders denken. Es ist heute, wo wir keine eigentliche Nationalhymne mehr haben, das einzige Lied, das allen Deutschen gemeinsam ist ohne Unterschied der Konfession, der Partei oder der sozialen Stellung.

An einem solchen Lied sollte man nicht herumkritisieren, sondern man sollte es einfach singen. Übrigens setzt sich das Lied auch immer wieder durch, ob wir wollen oder nicht. Man kann es aus den Christvespern verbannen, aber man muß es doch wieder einführen. Und so oft der militante Atheismus versucht hat, der Melodie einen anderen "linientreuen" Text unterzulegen, er ist damit nicht durchgedrungen.

Es wäre nur zu wünschen und zu hoffen, dass das Lied wieder in der evangelischen Kirche zur Christvesper 1959 eingeführt würde, dies wäre wohl der Wunsch der meisten evangelischen Christen. Wenn ich ein Urteil hierüber zu fällen hätte, so müßte die Kirche jedem, der ein neues Gesangbuch besitzt, den Text zum Einkleben frei liefern. Sollte sich die Kirche einer Wiedereinführung verschließen, so sollte man doch von oberer Instanz die Lehrer anweisen, das Lied in der Schule einzuüben, damit das Kulturgut der Nachwelt erhalten bleibt.

Wilhelm Bär, Lardenbach"

 
13. November 1959

Herbstpreisausschreiben

Beim diesjährigen "Herbstpreisausschreiben" der "Gießener Freien Presse" und "Alsfelder Freien Presse" überwog sicherlich das Vergnügen. Denn das Suchen und Raten, worüber ja der Weg zur vorweihnachtlichen Freude führte, dürfte für alle eine amüsante Unterhaltung gewesen sein. Das haben der Zeitung auch die Berge von Einsendungen bewiesen, die jeden Tag im Verlag eingingen. Am vergangenen Dienstag (10. November 1959) waren es entgültig 4462 Lösungen. Nahezu alle Rätselfreunde hatten schon bald den gesuchten Spruch gefunden.

Anders dagegen sah es schon bei den Fragen des 2. Teils aus. Hier haben 3311 der eifrigen Mitrater das richtige Ergebnis eingeschckt und aus diesen Lösungen wurden vom Preisgericht die Gewinner durch Losentscheid ermittelt. Alle Preise bzw. Gutscheine wurden bereits per Post oder persönlich den Preisträgern ins Haus gebracht. Unter den glücklichen Gewinnern hat einen der Preise 31.-40. Wilhelm Dörr aus Klein-Eichen gewonnen. Er bekam eine Schallplatte.

(fp)

 
31. Mai 1959

Teilwertungssingen in Grünberg

Auf freiwilliger Basis bewiesen rund 20 Chöre des Ohm-Lumdatal-Sängerbundes, Mitglieder der Bezirksgruppe Vogelsberg im Hessischen und Deutschen Sängerbund, am Sonntag (31. Mai 1959) in Grünberg ihr Können. Schon kurz nach sieben Uhr erklangen die ersten Töne in der schönen, akustisch ausgezeichneten Turnhalle. Jeder Chor sang zwei zwei Lieder, und der Wechsel der Vorträge brach bis Mittag nicht ab.

In diesem Rahmen wurde u. a. der Sänger Karl Biedenkopf von der Chorvereinigung "Eintracht" Lardenbach/Klein-Eichen mit der Ehrennadel des Deutschen Sängerbundes für 40jährige treue Mitgliedschaft geehrt. Kreis-Chormeister Wilhelm Daupert stimmte mit allen Sängern für jeden Jubilar den deutschen Sängergruß an, und mächtig erklang das "Frisch auf, mit hellem Klang".

(h.b./FP)

 
27. Mai 1959

Militärkonzert der Kriegsgräberfürsorge

Ein großes Militärkonzert wurde von der Ortsgruppe der Kriegsgräberfürsorge im Saale Felsing im Mai (1959) veranstaltet. Bürgermeister Mölcher als Vorsitzender begrüßte das Musikkorps der 2. Panzergrenadierdivision Kassel unter der Leitung von Hauptmann Hermann Wismer. Seine kurze kernige Ansprache stand unter dem Motto "Ihr seid nicht vergessen".

Vor rund 400 Besuchern ließ Hauptmann Wismer mit seinem 40 Mann starken Musikkorps ein hervorragendes und reichhaltiges Programm ablaufen; Operettenmelodien, Märsche und Lieder wurden vorgetragen. Den immer stürmischer werdenden Beifall würdigte Wismer mit reichlichen Zugaben. Eine Folge beliebter Soldatenlieder wurden von den Besuchern begeistert mitgesungen.

Herr Haffke (Frankfurt) von dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hielt einen Vortrag über Zweck und Aufgabe der Kriegsgräberfürsorge, worauf das Musikkorps das Lied "Ich hatt' einen Kameraden" intonierte. Landrat von Schwerin, der sich unter den Ehrengästen befand, dankte mit bewegten Worten den Veranstaltern sowie Hauptmann Wismer, insbesondere dafür, dass sich die junge Bundeswehrkapelle in den Dienst der guten Sache stellte.

Zum Abschluß überreichte Bürgermeister Mölcher dem Leiter des Musikkorps als Zeichen der Anerkennung ein Präsent. Nach einem kleinen Imbiß und kurzem geselligen Beisammensein trat man die Rückreise an. Den Besuchern werden die genußreichen Stunden noch lange in guter Erinnerung bleiben. Der Reinerlös des Abends wurde der Kriegsgräberfürsorge überwiesen.

(Freie Presse)

Fotos

 
23. März 1959

Über 100 Blutspender kamen

Dem Aufruf des Blutspendedienstes Hessen des Deutschen Roten Kreuzes folgten kürzlich über 100 Blutspender der Freiwilligen Feuerwehren des Bezirkes Grünberg aus Grünberg, Stockhausen, Weickartshain, Freienseen, Lardenbach, Klein-Eichen, Lauter, Weitershain, Lumda und Stangenrod. Außerdem waren noch sechs DRK-Helfer aus Queckborn und zwei Damen aus Grünberg erschienen, die sich in dem Gebäude der Kreisberufsschule zur Blutspende stellten und je 380 ccm Blut spendeten.

Ein kräftiges Mahl und einen dreisprachigen Blutspenderpass erhielten die Blutspender für ihren selbstlosen Einsatz. Die Abnahme stand unter Leitung von Frau Dr. Beluiwe von der hessischen Blutspendezentrale, der Kreisbereitschaftsleiterin Frau Krichbaum (Gießen) und der Kreis-Sozialdienstleiterin, Baronin v. Rabenau (Großen-Buseck). Die Grünberger Ärzte Dr. Müller, Dr. Burk und Frau Dr. Sälzer untersuchten vorher die Teilnehmer auf ihre Eignung.

(kb/FP)

 
20. Dezember 1958

Tagung der Landjugend

Die diesjährige Delegiertentagung der Landjugend fand unter Leitung von Kreisjugendwart Karl Stumpf in Harbach statt. Neben den Delegierten der einzelnen Landjugendgruppen waren als Gäste Dr. Wiesner von der Landw.-Schule Gießen, Dr. Harth von der Landw.-Schule Grünberg und Hauptlehrer Käs aus Inheiden erschienen.

Der Jahresbericht von Kreisjugendwartin Gertrud Köhler (Langsdorf) spieglte die rege Aktivität und den Arbeitsernst der Landjugend. In einer Aussprache wurden Wünsche und Anregungen für das kommende Jahr vorgebracht.

Die vorgetragene Arbeitsplanung für 1959 sieht u. a. wiederum die "Ländlichen Seminare" vor, und zwar zum Thema: "Bauer in Vergangenheit und Gegenwart" sowie "Der junge Bauer in der Gemeinde". Neben der musischen Betreuung der Gruppen soll auch die Landjugend in "Erster Hilfe bei Unfällen" geschult werden.

Die Landjugend-Delegierten über 20 Jahre forderten einen Arbeitskreis für agrarpolitische Fortbildung der Landjugend. Dieser Vorschlag wurde von der gesamten Delegiertenversammlung gutgeheißen. Es wurde gefordert, mit dieser Arbeit schon Anfang Januar zu beginnen. Die Delegierten der Landjugend wählten für den Arbeitskreis acht Mitglieder aus ihren Reihen. Darunter auch die Klein-Eichener Erwin Volp und Christel Zimmer.

(Freie Presse)

 
18. Dezember 1958

Grüner Plan

Schon in seiner Sitzung im Mai 1957 hat der Gemeinderat Klein-Eichen beschlossen, dass im Rahmen der Förderung des Grünen Plans der Ausbau des Plattenweges und des Weges von der Dreispitz gewünscht wird. Dazu ist es dann auch 1959 gekommen.

Offiziell heißt es damals zum Grünen Plan: "Die Forderung nach modernisierten Wirtschaftsmethoden stellt sich um so dringender, als auch der Gemeinsam Europäische Markt nach mehr als zehn Jahren die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft mit den Landwirtschaften der übrigen europäischen Länder verlangt.

Das Hauptinteresse an diesem langwierigen, schwierigen und kostspieligen Entwicklungsprozess hat im Endergebnis der deutsche Verbraucher. Sein Anspruch auf erzeugergerechte aber auch für ihn tragbare Preise soll durch den Grünen Plan gesichert werden.

Der Bundestag hat am 27. Februar 1958 den dritten Grünen Plan und die im Grünen Plan 1958 zusammengefassten Maßnahmen der Bundesregierung einstimmig gebilligt. Die im Rahmen des Förderungsprogramms der beiden vorausgehenden Grünen Pläne eingeleiteten Hilfen zugunsten der Landwirtschaft wurden weitergeführt und ihre Wirksamkeit durch einige neue Maßnahmen erhöht.

Wie in den vorausgegangenen Jahren sind sämtliche Maßnahmen des Grünen Planes 1958 in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Bundestag, den obersten Landwirtschaftsbehörden der Länder und den berufsständischen Organisationen erwogen worden. Die Hilfen des dritten Grünen Planes berücksichtigen im besonderen Maße die Lage der klein- und mittelständischen Betriebe. So wurden die bereitgestellten Bundesmittel zur Verbesserung der Agrarstruktur, die fast ausschließlich diesen Betrieben zugute kommen, erhöht.

Die staatlichen Mittel werden vordringlich in Bereiche geleitet, in denen eine allgemeine Verbesserung der Agrarstruktur erreicht werden soll: Beseitigung der Flurzersplitterung, der unzulänglichen Betriebsgrößen, der beengten Dorf- und Hoflagen, Verbesserung der mangelhaften Wirtschaftswege, der unzureichenden Stromversorgung und anderer Überbleibsel eines überlebten Wirtschaftszeitraumes."

Am 18. November 1958 veröffentlicht das Wasserwirtschaftsamt Friedberg in der Giessener Freien Presse die "Arbeitsvergebung" für die Befestigung von ländlichen Wirtschaftswegen. Hier sollen die Arbeiten und Lieferungen nach den Richtlinien der Verdingungsordnung für Bauleistungen in Gemeinden des Landkreises Gießen vergeben werden. Darunter ist auch Klein-Eichen. Für Feldwege sollen hier ca. 470 Metere Rauhpflaster angeboten werden. Bis zum 4. Dezember 1958 sind die Angebote in Friedberg abzugeben.

Am 18. Dezember 1958 gab der Gemeinderat den Zuschlag für den Feldwegeausbau. Die Firma Karl Schröder aus Nieder-Bessingen kam für den Angebotspreis von 31.265,- DM zum Zuge. In welcher Höhe die Förderung des Feldwegeausbaues dann erfolgte, ist z. Zt. nicht bekannt. Jedenfalls kann man heute noch auf zwei Wegen im Bereich der Platte über das rund 60 Jahre alte Kopfsteinpflaster laufen und fahren.

 
23. November 1958

Landtagswahl

Bei der beachtlich starken Wahlbeteiligung von 85,28 Prozent siegte bei den Hessischen Landtagswahlen am 23. November 1958 im Wahlkreis Gießen, der mit der Stadt Gießen noch 23 Ortschaften des westlichen Kreisgebietes umfasst, die SPD mit 32.072 Stimmen. Damit zieht für diesen Kreis der Gießener Bürgermeister Albert Osswald wieder in den neuen Hessischen Landtag ein. Die CDU hat sich mit 20.300 Stimmen gegenüber der Landtagswahl von 1954 zwar stark verbessert, ihr Direktkandidat Dr. Großkopf blieb aber doch klar geschlagen. Der Stimmenanteil für die FDP reduzierte sich stark. Während die GB/BHE ihren Anteil halten konnte.

Nach dem an sich gemäßigten Wahlkampf kam es zu einem sehr ruhigen Wahlsonntag. Es gab keine besonderen Ereignisse. Die Wahlvorstände in den 34 Wahlbezirken der Stadt und in den Gemeinden hatten um Punkt acht Uhr die Pforten der Wahllokale geöffnet. So berichtete die Freie Presse vom Wahlsonntag. Weiter heißt es: Nur wenige fanden in den erstenStunden den Weg zur Urne. Nach Schluß der Gottesdienste jedoch kam es zum ersten Andrang.

Die ruhige Mittagszeit nutzten die Mitglieder der Wahlvorstände abwechselnd zu einem schnellen Mittagessen. Den Hauptandrang gab es dann am Nachmittag, als viele Bürger den Spaziergang oder den Gang zum Friedhof mit dem Besuch des Wahllokals verbanden. Um 15 Uhr zählten einige Bezirke schon 60 bis 65 Prozent abgegebene Stimmen, um 17 Uhr lag die Beteiligung im Durchschnitt bei 70 Prozent, während einige Ortschaften schon 80 Prozent meldeten.

.In Klein-Eichen nutzten rund 77 Prozent der Wahlberechtigten ihr Stimmrecht. Genauso sah es auch in Lardenbach aus, wo etwas mehr als 77 Prozent zur Wahlurne kamen. Die beiden Dörfer des Landkreises Gießen gehörten damals zum Wahlkreis Alsfeld. Auch in diesem Wahlkreis hat die SPD, deren Direktkandidat Reinhard Börger zum zweiten Male in den Landtag einzieht, mit 21.445 Stimmen zugenommen. Stärker geworden ist dort ebenfalls die CDU mit 9.889 Stimmen. Einen sehr beachtlichen Zuwachs hat die Deutsche Partei für sich buchen können.

Entgegen dem Landesergebnis gewannen in Klein-Eichen die CDU und die FDP deutlich vor der SPD. Aber in Lardenbach hatte die SPD wie im Land die meisten Stimmen.

Klein-Eichen
Landtagswahl

Klein-Eichen
Landtagswahl
Lardenbach
Landtagswahl
Lardenbach
Landtagswahl
1958
1954
1958
1954
Wahlberechtigte
125
136
306
337
Abgegebene Stimmen
96
101
237
240
Ungültige Stimmen
2
3
Gültige Stimmen
94
234
SPD
15
15
101
82
CDU
31
12
58
18
FDP
30
56
43
68
GB/BHE
7
17
27
50
DP
11
-
5
3
KPD
-
-
-
1
BdD
-
-
-
17
 
27. Oktober 1958

Ländliche Genossenschaften 1958

Aus Anlass der traditionellen Raiffeisen-Sparwochen im Oktober 1958 wurde dieser Bericht veröffentlicht, um Sparer und Mitglieder zur Beteiligung aufzurufen. Die Genossenschaft Lardenbach/Klein-Eichen wurde im Jahre 1920 gegründet. Bis zum 15. Dezember 2008 bestand die Filiale der Volksbank Mittelhessen als Nachfolgerin der Genossenschaft hier vor Ort.

"Unsere D-Mark ist inzwischen zehn Jahre alt geworden. Wir alle wissen, dass sie zu den härtesten Währungen der Welt gehört. Es ist sicher, dass daran auch der Sparwille und die Spartätigkeit der Bevölkerung maßgeblich beteiligt waren. Auch die ländlichen Kreise unseres Volkes haben mit dazu beigetragen.

Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung sind im Kreis Gießen von alters her im Bewußtsein der einheimischen Bevölkerung verankert. Die ländliche Genossenschaftsbewegung fand deshalb von Anfang an bei uns einen aufnahmebereiten Boden für ihre Gedanken, und sie kann heute auf eine stolze Tradition zurückblicken.

Im Verband der hessischen landwirtschaftlichen Genossenschaften nahmen die bestehenden Geld- und Wareninstitute des Kreises einen nicht vorauszusehenden Aufschwung, was weiteren Neugründungen entgegenkam. Neben der Hungener Bank, die bereits seit über 100 Jahren tätig ist, haben viele andere Genossenschaften ihr 50jähriges, 75jähriges und einige ihr 90jähriges Jubiläum gefeiert.

Zur Zeit können die 59 ländlichen Kreditgenossenschaften des Kreises sagen, dass sie mit rund 65000 Kunden regelmäßig bankübliche Geschäftsbeziehungen unterhalten. 41000 Sparer brachten ihnen bisher über 25 Millionen DM an Einlagen, und fast 25 Millionen DM wurden in Form verschiedener Kreditarten an fast 9000 Kreditnehmer aus der Landwirtschaft, dem Handwerk, dem Handel, der Industrie und der Privatkundschaft zur Verfügung gestellt.

Die Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit an die Erfordernisse der Zeit haben die ländlichen Genossenschaften des Kreises Gießen auch in schwieriger Lage während der vergangenen Jahrzehnte bewiesen. Man darf getrosten Mutes erwarten, dass ihnen das auch unter der Perspektive eines kommenden Europäischen Marktes weiter gelingen wird."

(Freie Presse)

Fotos

 
04. Oktober 1958

Leserbrief

In der Samstag/Sonntag-Ausgabe der "Freien Presse" vom 4. Oktober 1958 wurde dieser Leserbrief abgedruckt. Der Verfasser, ein Herr R. Frost, ist z. Zt. noch nicht bekannt. Er soll aber, wenn der Name kein Pseudonym ist, damals in Klein-Eichen gewohnt haben. Jedenfalls ist Herr Frost überhaupt nicht mit den Zuständen im Hessenland und der Republik zufrieden. Man sollte den etwas langatmigen Text aber bis zum Ende lesen.

Der Kampf gegen Bürokratismus, Egoismus und Korruption ist das Tagesgespräch der noch 40 000 Notleidenden und Wohnungssuchenden in der Bundesrepublik. In diesem Sinne äußerte sich am Sonntag, 28. September 1958, im Frankfurter Rundfunk ein Pfarrer aus Trier unter dem Titel "Der Mensch in der Krise" in treffender Weise.

Als ehemaliger Mitarbeiter und Leiter eines großen Wohnungsamtes in der Ostzone gestatte ich mir, meine in der Bundesrepublik gemachten Beobachtungen und Eindrücke während meines fünfjährigen Hierseins zu unterbreiten. In sachlich gehaltenen Berichten in Tageszeitungen habe ich die jetzigen Wohnungsämter als überflüssig bezeichnet, weil sie die erhofften Ziele nach ihrer Methode nicht erreichen.

Ich berufe mich mich bloß auf die Wohnungsverhältnisse im Land Hessen. Hier steht der Wohnungsbau an der Spitze, aber es gibt ca. eine Million Einzelpersonen, die "Mehrzimmer-Altbau-Wohnungen" besitzen und von sich aus keine Heimatvertriebenen und Flüchtlinge aufnehmen. Alleine in meiner allernächsten Umgebung des Landkreises Gießen habe ich unlängst persönlich festgestellt, dass mehrere Wohnungen unterbelegt, einzelne Häuser ganz leer und zum Teil mit nur einer einzelnen Person bewohnt sind.

Im Interesse der Kleinverdiener und Minderbemittelten könnte manche Wohnung bei gutem Willen durch Umbesetzung in Neubau-Wohnungen freigemacht werden. Der Schrei der Wohnungsämter in Stadt und Land nach leeren Zimmern und Wohnungen wird immer größer. Solange sich aber keine Wohnungs-Kommissionen bilden, die Bürokratie sich nicht von ihrem Amtsschemel erhebt und keine Razzia in Stadt und Land macht, wird von einem Erfolg nie die Rede sein.

Ob in Wiesbaden, Karlsruhe oder Kaiserslautern usw., überall wird über Wohnungsnot geklagt. Dabei denkt niemand an die vielen großen neuen amerikanischen Siedlungshäuser, in denen die vielen Mansarden-Wohnungen mit nur wenigen Haushaltsgehilfinnen belegt sind. In Gemeinschaftssitzungen mit den Amerikanern müßte doch erreicht werden können, dass die fortan zimmer- und wohnungssuchenden Amerikaner die Leerräume in den bereffenden Siedlungen belegen.

Andererseits sollten die in Frage kommenden hohen Behörden Schritte unternehmen und die Vermietung von einzelnen möblierten und leeren Zimmern und Wohnungen an Amerikaner durch deutsche Wohnungsinhaber bzw. Hauswirte untersagen. Gegebenenfalls wäre eine Einkommenssteuer für an die Besatzungstruppen von Deutschen vermieteten Wohnungen und Leerräume am Platze, da die betreffenden Vermieter vorzugsweise an Amerikaner zu außergewöhnlichen Wucherpreisen vermieten und dadurch der Allgemeinheit schaden.

Vielerorts wird die Frage aufgeworfen: Sind die deutschen Auswanderer und Flüchtlinge der Ostzone nicht etwa auch "Freiheitskämpfer" und den Ungarn-Flüchtlingen ein "dauerndes Asyl" zu gewähren, statt wieder in überseeische Länder abzuschieben? Das Verhalten der Ungarn ließ während der ersten Besatzungszeit der Russen in Thüringen sehr zu wünschen übrig.

Noch ein Wort zur Bürokratie! Laut vorliegender Statistik werden 40 Prozent aller Staatshaushalts-Ausgaben für Beamte und Angestellte allein in Hessen verausgabt. Ist dies nicht erschreckend?

Nur um einen krassen Fall zu nennen: Am 29. September 1958 hat das Straßenbauamt Gießen eine Kommission von "sechs Köpfen zuzüglich einem Fahrer mit Volkswagen" nach Klein-Eichen zwecks Versteigerung des Obstes an der Staatsstraße geschickt. Der Erlös der glanzvollen Versteigerung an diesem Tag erbrachte insgesamt 113 DM. Drei Mann hatten je sechs Seiten der Formulare vollzuschreiben und gleichlautende Resultate zu bringen, der vierte Mann kassierte, der fünfte schrieb doppelte Quittungen - manches Los betrug 50 Pfennig. Tragen solche Fälle nicht zum Bankrott des Staates bei?

R. Frost, Klein-Eichen

 
18. September 1958

Mutterschwein Uschi hält Rekord

Mit bisher 17 Würfen und insgesamt 198 Ferkeln hält ein Zuchtschwein des Landwirts und Altbürgermeisters Karl Müller in Klein-Eichen einen in der Zucht wohl seltenen Rekord. Allein 187 marktfähige Ferkel wurden bisher aufgezogen; das entspricht einer durchschnittlichen Wurfstärke von elf Ferkeln. Mit dieser Leistung - nur 6 Prozent Aufzuchtverlust - ist das zehnjährige Zuchtschwein eine der wenigen Ausnahmen in der Zucht.

Auf Anregung von Ringberater Weimann von der Landwirtschaftsschule Grünberg besichtigten im September 1958 landwirtschaftliche Berufsschüler der Klasse Sellnrod diesen Zuchtbetrieb in Klein-Eichen. Den Schülern wurde hier in eindrucksvollen Beispielen die Bedeutung einer naturgemäßen Zucht und Haltung demonstriert. Berater Weimann und Betriebsleiter Karl Müller führen übereinstimmend diesen Erfolg auf den ständigen Auslauf der Tiere, ihre rauhe, aber gesunde Haltung, zurück.

Man hat auf Anregung des Beraters auf dem Hof Müller bereits 1949 einen Holzstall errichtet, die Doppelwand mit Gerstenspreu ausgefüllt und den Klinkerboden mit Schlackenunterlage isoliert. Der anschließende Auslauf bleibt auch im Winter offen; das Abferkeln des Tieres geschah selbst bei 20 Grad Temperatur ohne besondere Maßnahmen. Lediglich ein Infrarotstrahler wurde später im Stall für die Ferkel angebracht.

Das außerordentlich gute Temperament und die gesunde Konstitution des Tieres gewährleisten noch eine längere Zuchttauglichkeit; das Jubiläum des 20. Wurfes wird noch im nächsten Jahre erwartet.

(FP)

Fotos

 
10. Juni 1958

Fahrt in den Mai

Über das, was ein Lardenbacher im schönen Monat Mai erlebte, verfasste er ein Leserbrief der am 10. Juni 1958 in der Gießener Freien Presse erschien:

Am 1. Mai dieses Jahres (1958) startete ich mit meiner Familie eine kleine Fahrt in den Mai. Die Straßen waren sehr belebt mit PKW, Motorrädern, Mopeds und Fahrrädern. Viele sind uns begegnet, die ihre Fahrzeuge mit jungen Buchen- und Lärchenzweigen geschmückt hatten. Am darauffolgenden Sonntag, dem 4. Mai 1958, gingen wir zu einem Spaziergang in den nahegelegenen Gemeindewald. Ich schnitt mir einige Zweige frischen Grüns von Lärchen und Buchen für einen Strrauß in die Wohnung. Damit kann man sich auch im Alltag erinnern an das Wiedererwachen der Natur.

Als wir uns auf dem Heimweg befanden und den Ortseingang passierten, hielt ein VW mit Polizei an. Der beifahrende Polizist sagte: "Wissen Sie, warum wir anhalten? Wegen den grünen Zweigen. Sie wissen doch, dass u. a. auch die Lärchenzweige unter Naturschutz stehen und somit das Abpflücken und Abschneiden von Zweigen verboten ist. Sind Sie mit einer gebührenpflichtigen Verwarnung von 1 DM einverstanden, oder muß ich Sie anzeigen." Um den Spaziergang nicht noch teurer zu gestalten, bezahlte ich 1 DM für den Strauß.

Fürwahr, der Vater Staat muß doch sehr arm sein, wenn er auch sonntags seine Polizei auf die Menschheit losläßt, um so die DM für den Staatssäckel zu kassieren. Was schadet es einer Lärche, wenn man einige Zweige (wohlgemerkt Zweige, keine Äste) abschneidet? Wie viele DM gibt die Forstverwaltung jährlich aus für Entästen, damit aus dem Baum ein wertvoller Nutzholzstamm wird. Auf der anderen Seite fragt der Vater Staat auch nicht danach, wenn für militärische Zwecke, sei es für Flugplätze, Uebungsplätze usw. Waldungen zum Opfer fallen, ob es Lärchen sind, die unter Naturschutz stehen, oder was für Bäume es sind.

Erich Berg, Lardenbach, Bahnhofstraße

 
19. Mai 1958

Registrierung der Heimkehrer

Der Heimkehrerverband hat sich das Ziel gesetzt die Schicksale von rund 1,4 Millionen Vermißten und Verschollenen des letzten Krieges, über die noch immer keine Gewißheit besteht, aufzuklären. Er bittet zu diesem Zweck alle Heimkehrer der Entlassungsjahrgänge 1945 und 1946 um Mithilfe.

Der Verband möchte diese Heimkehrer zur Unterstützung des Vermißtensuchdienstes beim Roten Kreuz gewinnen. Das Rote Kreuz beginnt im September eine letzte große Heimkehrerbefragung mit Hilfe des Bildersuchdienstes. Außerdem soll die Dokumentation des Schicksals der deutschen Kriegsgefangenen- ergänzt werden.

Der Vorsitzende des Kreisverbandes Gießen im Heimkehrerverband teilte mit, dass alle Bürgermeister in Stadt und Land ihre Unterstützung für die Registrierung der Heimkehrer zugesagt haben. Es ist bereits eine ganze Reihe von Erfassungsstellen - vorwiegend bei den Bürgermeistereien - eingerichtet worden. So auch auf der Bürgermeisterei in Lardenbach.

(FP)

 
23. April 1958

Sperrbezirk wegen Faulbrut

Aus Flensungen wird berichtet, dass unter dortigen Bienenbeständen die bösartige Faulbrut ausbrach. In das Sperrgebiet wurden vom Landkreis Gießen die Orte Stockhausen, Stangenrod, Weickartshain, Lardenbach und Klein-Eichen einbezogen. Für die schon ohnehin schwer um ihre Existenz ringenden Imker ist dies eine Hiobsbotschaft. Schon der Name lässt vermuten, dass die Krankheit nicht zu den harmlosen Krankheiten bei Honigbienen gehört. Sie ist weltweit verbreitet und wird auch als „Amerikanische Faulbrut“ bezeichnet. Sie ist bakteriell verursacht.

(gaz/tt)

 
14. März 1958

64 Jahre Kirchendiener

In Lardenbach verstarb (Todestag?) im 84. Lebensjahr der langjährige Kirchendiener und Genossenschaftsrechner i. R. Christian Schmidt. Weit über die Grenzen seines Heimatdorfes hinaus war der Verstorbene als der "Alte Christian" bekannt. Im Jahre 1894, nach dem frühen Tod seines Vaters, übernahm er das Amt des Kirchendieners. Fast 64 Jahre lang, bis vier Tage vor seinem Tod, führte er es treu und gewissenhaft. 1920 wurde er Rechner der neu gegründeten Landwirtschaftlichen Bezugs- und Absatzgenossenschaft Lardenbach/Klein-Eichen. 1941 übergab er dieses Amt seinem Sohn.

(fp/lk)

 
06. März 1958

Geburtstag von Wilhelm Högy

Die Gießener Freie Presse gratuliert in ihrer Ausgabe vom 6. März 1958 Herrn Wilhelm Högy, Landwirt, zu seinem 87. Geburtstag. Trotz des hohen Alters geht er seiner gewohnten Arbeit nach und sucht auch gerne noch seinen Geburtsort Ruppertsburg auf. Acht Kinder, 16 Enkel und zwei Urenkel sind seine Nachkommen. Seinen Lebensabend verbringt Wilhelm Högy bei seinem Sohn in Klein-Eichen. Seine Ehefrau, Maria (geb. Lein) hat er 1902 (?) in Klein-Eichen geheiratet. Noch vor vier Jahren haben die beiden Goldene Hochzeit gefeiert. Aber im vorigen Jahr ist sie im Tode voraus gegangen.

(fp)

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31. Dezember 1957

Neujahrsgrüße der Gemeinde

In der letzten Ausgabe der Gießener Freien Presse am 31. Dezember 1957 wurden nicht nur Neujahrsgrüße des Landrates abgedruckt. In einer kurzen Darstellung brachten alle Kreisgemeinden Erreichtes des alten Jahres und Ziele für das neue Jahr zum Ausdruck. So manche Kommune erlaubte sich sogar eine Anzeige mit den besten Wünschen.

"Die für 1957 geplanten Verbesserungen in Klein-Eichen, vornehmlich im Feldwegebau, mussten auf das Jahr 1958 verschoben werden. Die aus dem Grünen Plan zugesagten Mittel können nämlich erst im kommenden Jahr gezahlt werden. Die finanzielle Anspannung in der Gemeinde verhinderte die Erledigung dringender Anliegen."

"Von den im Feldwegebau 1957 investierten 28 000 DM mußte die Gemeinde Lardenbach selbst einen erheblichen Anteil tragen. Lediglich 14 000 DM wurden aus Mitteln des Grünen Planes ersetzt. Ferner wurde eine Straße im Ort mit einer Schwarzdecke überzogen. Die Kirchstraße erhielt einen Bürgersteig, und in der Bahnhofstraße entstanden Grünanlagen."

(FP)

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26. November 1957

Geburtstag in Lardenbach

Gratulieren können viele Bekannte, Verwandte und Freunde dem Altbauern und Genossenschaftsrechner i. R. Christian Schmidt zu seinem 83. Geburtstag am 26. November, den er bei recht guter Gesundheit begeht. Schon in seiner Jugendzeit mußte er nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch am Webstuhl arbeiten.

Als im Jahre 1920 die Landwirtschaftliche Bezugs- und Absatzgenossenschaft Lardenbach/Klein-Eichen gegründet wurde, wurde er zum Rechner und Geschäftsführer gewählt. Mit großer Sachkenntnis und Pflichttreue führte er dieses Amt über 30 Jahre. Auch heute hilft er seinem Sohn und Nachfolger bei den Arbeiten gern mit.

Am 1. Jannuar 1954 konnte er sein 60jähriges Jubiläum als Kirchendiener in Lardenbach feiern.

(gfp)

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15. September 1957

Bundestagswahl 1957

Die Bundestagswahl 1957 fand am 15. September 1957 statt; es war die Wahl zum 3. Deutschen Bundestag. Die Unionsparteien erhielten mit 269 der 497 Bundestagsmandate (zuzüglich 8 bzw. 22 nicht stimmberechtigte Berliner Abgeordnete) die absolute Mehrheit; Konrad Adenauer wurde am 22. Oktober 1957 erneut zum Bundeskanzler gewählt.

Bei der Bundestagswahl 1957 konnte erstmals in der Bundesrepublik Deutschland per Briefwahl gewählt werden, was etwa fünf Prozent der Wahlberechtigten taten.

Die DP schaffte aufgrund der Grundmandatsklausel den Einzug in den Bundestag trotz Verfehlens der Fünf-Prozent-Hürde, da die CDU zu ihren Gunsten in einigen Wahlkreisen auf die Aufstellung von Direktkandidaten verzichtete, sodass die DP sechs Direktmandate erzielten.

In Klein-Eichen waren 130 Bürgerinnen und Bürger wahlberechtigt. Abgegeben und gültig, sowohl bei den Erst- und Zweitstimmen, waren 108 Stimmen. In Lardenbach gab es 306 Wahlberechtigte. Bei 250 abgegebenen Stimmen waren bei den Erststimmen 17 ungültig. Und bei den Zweitstimmen waren 16 ungültig.

Klein-Eichen
Erststimmen
Zweitststimme
Lardenbach
Erststimme
Zweitstimme
(1953)
(1953)
(1953)
(1953)
SPD
25 (15)
22 (14)
SPD
92 (66)
76 (65)
CDU
- (23)
51 (27)
CDU
- (36)
80 (37)
FDP
25 (56)
25 (50)
FDP
39 (95)
36 (93)
BHE
6 (19)
6 (17)
BHE
31 (53)
27 (55)
DF/VP
52 (-)
- (-)
DF/VP
67 (-)
- (-)
DP/FVP
- (-)
4 (-)
DP/FVP
- (-)
15 (-)
DRP
- (-)
- (-)
DRP
- (-)
- (-)
BdD
- (-)
- (-)
BdD
- (-)
- (-)
 
08. September 1957

Doppelhochzeit

Fotos

 
24. August 1957

Unfall und ein Leserbrief

Das der Fußgänger im Straßenverkehr genauso wie der Kraftfahrer zur Rücksichtnahme verpflichtet ist, wurde bei einer Verhandlung vor dem Gießener Verkehrsschöffengericht festgestellt. Der fahrlässigen Tötung angeklagt war ein Weißbindergeselle aus dem Landkreis. In den frühen Morgenstunden des 12. Februar dieses Jahres ging er bei Dunkelheit und Sprühregen auf dem Wege zur Bahn mit zwei anderen Fußgängern durch den Ort Lardenbach, wo zu jener Zeit die Bürgersteige neu angelegt worden waren.

An verschiedenen Stellen mußten die Einfahrten zu den Höfen noch gepflastert werden. Der Angeklagte, der mit seinen Begleitern den Bürgersteig verlassen hatte, ging auf der rechten Straßenseite einen guten Meter vom Bordstein entfernt voraus. Plötzlich hörte er ein Geräusch, erhielt im gleichen Augenblick auch einen Schlag an die linke Wade und fiel nach links auf die Straße. Als er sich erheben konnte, sah er neben sich auf dem Fahrdamm ein Moped und einen älteren Mann, der am Kopf stark blutete. An den Folgen von Schädelbrüchen und Gehirnquetschungen starb der gestürzte Mopedfahrer wenige Stunden nach seiner Einlieferung in die Chirurgische Klinik.

Ein als Zeuge vernommener Polizeibeamter aus Reiskirchen sagte zwar aus, nach seinen Wahrnehmungen sei der Bürgersteig innerhalb der Ortschaft derart beschaffen gewesen, dass er nur an wenigen Stellen für Fußgänger schwer begehbar war, doch nahm das Gericht zugunsten des Angeklagten an, er sei tatsächlich in der Dunkelheit nicht begehbar gewesen. Ferner war neben dem gestürzten Mopedfahrer eine Schutzbrille gefunden worden, die mit starken Gummilaschen die Augen völlig abschloß, so dass angenommen werden konnte, dass bei der Außenkälte die Gläser innen beschlagen waren.

Darauf deutete auch die Fahrweise des Verunglückten hin. Eine 17jährige Schülerin wollte beobachtet haben, wie der Mopedfahrer in leichten Schlangenlinien die rechte Straßenseite befuhr. Hinzu kam weiter die mangelhafte Straßenbeleuchtung, die durch den Regen noch mehr beeinträchtigt wurde.

Staatsanwalt Lazer hielt den Angeklagten im Sinne der Anklage für schuldig. Zumindest habe er sehr nachlässig gehandelt, als er sich bei dem trüben Wetter auf die Fahrbahn begab und sehr weit vom Bordstein entfernt ging. Mit dem plötzlichen Erscheinen motorisierter Verkehrsteilnehmer habe er jedenfalls rechnen müssen. Wenngleich der Vertreter der Anklage ein Mitverschulden des Mopedfahrers für gegeben ansah, beantragte er eine Gefängnisstrafe von vier Monaten ohne Bewährung. Der Verteidiger des Angeklagten beantragte Freispruch, da nur ein geringer Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung vorliege.

Das Verkehrsschöffengericht unter Vorsitz von Amtsgerichtsrat Dr. Mehling verurteilte den Angeklagten wegen fahrlässiger Tötung zu sechs Wochen Gefängnis, deren Verbüßung auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurde. Mit Rücksicht auf die zivilrechtlichen Folgen sah das Gericht von der Verhängung einer Buße ab. Unter anderem hieß es in der Urteilsbegründung: Wenn der Fußgänger schon den Fahrdamm begehe, dann sei er auch zu besonderer Vorsicht und Rücksicht verpflichtet.

(GFP/nn.)

 

Im Forum der Leser der Freien Presse erschien am 24. August 1957 folgender Leserbrief:

Hat der Fußgänger noch ein Recht auf der Straße?

Der Artikel "Fußgänger verursacht Verkehrstod" in der GFP vom 16.8.1957, muss alle Fußgänger mit tiefer Erschütterung aufhorchen lassen. - Das Verkehrsschöffengericht unter Vorsitz von Amtsgerichtsrat Dr. Mehling verhandelte am 15.8.1957 einen Fall, der nicht nur wegen seines Urteils, sondern auch in Bezug auf die Anklage einmalig sein dürfte.

Angeklagt wegen fahrlässiger Tötung war ein junger Arbeiter, der in früher Morgenstunde bei Dunkelheit und Regen in einer Ortsdurchfahrt auf dem Weg zum Bahnhof von einem Mopedfahrer von hinten angefahren und leicht verletzt wurde. Der Unfall ereignete sich auf einer verkehrsarmen Straße von 7,20 Meter Breite, die sich zur Zeit des Unfalls noch im Bau befand und deutlich als solche durch die entsprechenden Warnschilder gekennzeichnet war.

Der angeklagte Fußgänger, wegen der Bauarbeiten am Gehweg gezwungen, die Straße zu benutzen, nahm für sich etwa 1 Metere der Fahrbahn in Anspruch, während dem von hinten kommenden Mopedfahrer noch mindestens sechs Meter zum Überholen verblieben, zumal die Straße ohne Gegenverkehr war.

Bedauerlicherweise verstarb jedoch der Mopedfahrer noch am gleichen Tag an der durch den Sturz erfolgten Schädelbasisfraktur, so dass nicht, wie sonst üblich, der gegen die StVO. § 1 in grober Weise verstoßende Mopedfahrer, sondern der noch lebende Fußgänger auf die Anklagebank mußte. In der Urteilsverkündung wurde dem Angeklagten zur Last gelegt, diesen Verkehrsunfall durch seine Unaufmerksamkeit verursacht zu haben.

Er habe sogar als Fußgänger den Unfall verschuldet, da er sich nicht, ständig nach rückwärts und vorwärts blickend, davon überzeugt habe, dass die äußerste rechte Straßenseite, auf der er sich befand, auch wirklich zum Begehen frei sei.

Ziehe ich als Fußgänger, Steuerzahler und Mitfinanzierer unserer Verkehrsstraßen aus diesem Urteil die Konsequenzen, so bleibt mir nur noch die Frage: Inwieweit ist der Fußgänger gegen den verkehrswidrigen Kraftfahrer auf der Landstraße noch gesetzlich geschützt? Zum anderen verbleibt dem Fußgänger heute nur noch die Möglichkeit, sich einen Januskopf anstatt eines nur mit zwei nach vorne gerichteten Augen ausgestatteten Menschenkopfes anzuschaffen.

Hier hat sicherlich der Menschenschöpfer hinsichtlich der heutigen Verkehrslage einen unverzeihlichen Fehler begangen. Dieses Urteil ist indes nicht nur von Bedeutung für den Fußgänger, sondern dürfte auch für den Menschen in Zukunft richtungsweisend sein. Hat doch nun endlich der Kraftfahrer den Sieg auf der Landstraße davongetragen, indem er auf jeden Fußgänger, der sich mindestens einen Meter von der Bordsteinkante befindet, seine Maschine hetzen kann. Heil, euch Kraftfahrern, wehe den Besiegten.

K. Volp, Klein-Eichen

 
29. Dezember 1956

Straßeneinweihung 1956

Im Saale Diehl in Lardenbach fand (Dezember 1956) in Anwesenheit zahlreicher Gäste eine Feier aus Anlaß der Fertigstellung der Verbindungsstraße Lardenbach/Klein-Eichen und Sellnrod statt.In seiner Ansprache dankte Bürgermeister R. Mölcher allen beteiligten Stellen und besonders der Baufirma mit ihren Arbeitern für die geleistete Arbeit, durch die endlich ein Notstand im Straßennetz der Gemeinden Lardenbach und Klein-Eichen beseitigt worden sei.

Die weiteren Redner wiesen auf die Bedeutung guter Straßen und die Notwendigkeit der Bereitstellung weiterer Mittel für den Straßenbau hin, der noch auf Jahre hinaus in den Aufgabenbereichen der verantwortlichen Körperschaften eine vorrangige Bedeutung einnehmen müsse. Ein gemütliches Beisammensein beschloß die Einweihungsfeierlichkeiten.

Übrigens wurde im Winter 1956/57 die Straße von Groß-Eichen nach Sellnrod für die Zeit des "Frostaufgangs" für Fahrzeuge aller Art gesperrt.
Und das noch: Seit dem 1. Juli 1956 ist für den Landkreis Gießen das Kennzeichen ("Unterscheidungszeichen") "GI" gültig.

(fp/ew)

 
16. Dezember 1956

Heimatabend der Landjugend

Die Landjugend der Gemeinden Lardenbach und Klein-Eichen und einiger umliegender Ortschaften veranstaltete (Dezemeber 1956) im Saale Diehl einen wohlgelungenen Dorf- und Heimatabend. In Anwesenheit von Geschäftsführer Berk vom Kreisbauernverband rollte ein reiches und unterhaltsames Programm über die Bühne. Die zahlreichen Besucher, unter ihnen auch viele Auswärtige, zollten den Darbietungen der Landjugend die verdiente Anerkennung.

Die Jugendverbände der Landjugend wurden deutschlandweit zu Beginn der 1950er Jahre als Jugendorganisationen des Deutschen Bauernverbandes (Kreisbauernverband) gegründet. Brauchtumspflege, kulturelle Jugendarbeit und die Förderung der dörflichen Gemeinschaft traten als Zielsetzungen der Landjugend-Organisationen rasch neben die Aus- und Weiterbildung in land- und hauswirtschaftlichen Bereichen.

(fp/ew/wiki)

 
26. November 1956

Straßenbauarbeiten

Seit einiger Zeit (November 1956) sind Instandsetzungsarbeiten an der in äußerst schlechtem Zustand befindlichen Strecke Klein-Eichen - Sellnrod im Gange. Eine neue Asphaltdecke beseitigt einen dringenden Notstand im Straßennetz der Kreise Gießen und Alsfeld. Große Teile der neuen Straße sind bereits fertiggestellt. Mit dem Abschluß der Arbeiten ist in Kürze zu rechnen.

Im weiteren Verlauf bietet nun die Ortsdurchfahrt Lardenbach das Bild einer den Erfordernissen des modernen Verkehrs angepassten Straße mit gerader Linienführung und Bürgersteigen. Es wäre zu wünschen, dass die wegen der beschränkten finanziellen Mittel noch nicht begonnenen Straßenbauarbeiten an der Reststrecke baldigst im Interesse aller Verkehrsteilnehmer aufgenommen werden könnten. Vorerst konnte die neue Straße nur bis zur Abzweigung nach Groß-Eichen ausgebaut werden.

(fp/ew)

Fotos

 
28. Oktober 1956

Kommunalwahl

Mit 81 Prozent war die Wahlbeteiligung der Bevölkerung an den Wahlen zum Kreistag Gießen beträchtlich höher als in der Stadt Gießen. Auch hier wurde die SPD die stärkste Partei und sicherte sich mit 25 263 Stimmen drei weitere Sitze zu ihren seitherigen 15 Sitzen. Einen Rückschlag erlitt der GB/BHE, der Gesamtdeutsche Block/Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten hat von seither acht Sitzen bei 8812 für diese Partei abgegebenen Stimmen zwei Sitze eingebüßt. Der Zusammenschluß von CDU, FDP, FVP und Landvolk konnte den Einbruch der SPD in die geschlossene Front nicht verhindern. Mit 16 216 Stimmen, die der Gemeinschaftsliste nun 12 Sitze einbringen, ist das erstrebte Ziel keineswegs erreicht worden.

Bei diesen Kommunalwahlen am 28. Oktober 1956, die bei Bürgermeister Eckhardt abgehalten wurden, waren 139 Bürgerinnen und Bürger Wahlberechtigt. Bei einer ungültigen Stimme waren 79 Stimmen als Gültig zu verzeichnen. Davon entfielen auf die SPD 18 Stimmen. Die GB/BHE erhielt 10 Stimmen. Die Wahlgruppe aus CDU, FDP, FVP und Landvolk erhielten 50 Stimmen. Eine Stimme entfiel auf das "Überparteiliche Landvolk".

In Lardenbach waren 314 Wahlberechtigte registriert. Bei ebenfalls einer ungültigen Stimme waren 160 gültig. Davon erhielt die SPD 62 Stimmen. 39 Stimmen gingen an die GB/BHE. CDU/FDP/FVP/Landvolk kamen auf 55 Stimmen. Und vier Stimmen erhielt das "Überparteiliche Landvolk".

Außer den Abgeordneten für den neu zu bildeten Kreistag wurden an diesem Sonntag in den Gemeinden des Kreises Gießen auch die Vertreter für die Gemeindeparlamente gewählt. Auch hier waren in Klein-Eichen 139 Wahlberechtigte zu verzeichnen. Ganze neun Stimmen mussten als ungültig eingestuft werden. Und alle 69 gültigen Stimmen vereinte die Liste "Christliches Landvolk" auf sich. Das bedeutet auch, alle 5 Sitze im Gemeinderat wurden mit Mitgliedern dieser Liste besetzt. Diese waren: Karl Volp, Heinrich Zimmer, Erich Funk, Albert Müller und Wilhelm Eckhardt.

(fp/o.sch.)

 
18. August 1956

Protest gegen Bundesbahn-Planung

Die Bürgermeister der an der Bahnstrecke Mücke-Hungen gelegenen Gemeinden befassten sich am Samstagvormittag (18. August 1956) in Laubach mit den Planungen der Bundesbahn, den Verkehr auf der Strecke Hungen-Mücke oder der Teilstrecke Mücke-Laubach von der Schiene auf die Straße zu verlegen. In einem Schreiben an den Präsidenten der Bundesbahndirektion, das in Kopien auch an den hessischen Wirtschaftsminister Franke, an die Industrie- und Handelskammer, an die Kreisverwaltung und an verschiedene Bundestags- und Landtagsabgeordnete geschickt wurde, erhoben sie Protest gegen diese Planungen und meldeten zugleich ihre Forderungen an, falls man trotz ihrer Bedenken zum Omnibusverkehr übergeht.

Die Bürgermeister verweisen vor allem darauf, dass ein Omnibusverkehr den Reisenden viele Erschwernisse bringen werde. Vor allem würde, bedingt durch die schlechten Straßenverhältnisse und die schwierigen Ortsdurchfahrten, eine Verlängerung der Fahrzeiten und eine Erhöhung der Fahrtkosten eintreten. Weitere Unbequemlichkeiten würden sich dadurch ergeben, dass keine Fahrkarten für größere Entfernungsziele gelöst werden könnten und dass nun immer ein Umsteigen notwendig würde, während seither einige Zugpaare von Laubach bis Friedberg und Alsfeld durchgingen. Vor allem müsse der Berufsverkehr gesichert werden, wobei zu bedenken sei, dass die Betriebe in Laubach allein 400 Pendler beschäftigen, die aus dem an der Strecke Hungen-Laubach liegenden Gebiet kommen.

Für den Fall, dass die Strecke Laubach-Mücke dennoch umgestellt würde, fordern die Bürgermeister, dass ein Teil der Busse auch die etwa zwei Kilometer von der Bahnlinie entfernten Orte Lardenbach und Gonterskirchen anfahren. Bei einer Umstellung der Gesamtstrecke wünschen sie, dass ein Teil der Omnibusse die normale Straßenstrecke Laubach-Ruppertsburg-Villingen benutzt, wobei der Gemeinde Wetterfeld der Anschluß verloren ginge. Deshalb schlagen sie vor, dass ein anderer Teil der Busse direkt von Laubach über Lich nach Gießen fährt, wobei außer Wetterfeld auch die Gemeinden Röthges und Nonnenroth angefahren werden können und die Unbequemlichkeiten des Umsteigens von den Omnibussen in die Bahn vermieden werden.

Durch eine solche Linienführung wäre außerdem gesichert, dass bei Münster und Ober-Bessingen kein Konkurrenz-Unternehmen zur Butzbach-Licher-Eisenbahn entstünde. Auf dieser direkten Strecke sollten nach Ansicht der Bürgermeister täglich mindestens vier Omnibusspaare fahren, und auch die Strecke Schotten-Laubach-Gießen, die gegenwärtig zweimal in der Woche von einem Omnibusunternehmer im Auftrag der Bundesbahn befahren wird, sollte täglich befahren werden, die deshalb so bedeutungsvoll sei, weil in der spitzen Kurve der Ortsdurchfahrt Villingen kaum ein Omnibus mit Anhänger fahren könne.

Die Eingabe wurde von den Bürgermeistern der Gemeinden Laubach, Villingen, Wetterfeld, Gonterskirchen, Freinseen, Stockhausen, Lardenbach, Klein-Eichen, Weickartshain, Nonnenroth, Röthges und Ruppertsburg unterzeichnet.

(gaz)

 
17. April 1956

Problem Abwasserbeseitigung

In einem Interview der Gießener Freien Presse im April 1956 äußerte sich Landrat von Schwerin zu einem großen Problem aller Kreisgemeinden und der Kreisverwaltung für die nächsten Jahre. Es geht um die Beseitigung der Abwässer. Die Verschmutzung der Bäche und Flüsse habe ein Ausmaß angenommen, die vom hygienischen wie vom naturkundlichen Standpunkt nicht mehr zu verantworten sei. Wenn man bedenke, dass um die Jahrhundertwende im Kreisgebiet die ersten Wasserleitungen gebaut wurden und im Jahr 1956 immer noch drei Gemeinden, nämlich Stockhausen, Weitershain und Ober-Hörgern, keine zentrale Wasserversorgungsanlage haben, könne man ermessen, wie lange es dauern werde, bis die viel kostspieligere Abwasserbeseitigung überall gelöst sei.

Man habe vor einiger Zeit mit der Gründung eines Abwasserverbandes Lauter-Wetter unter der Beteiligung der Stadt Laubach und den Gemeinden Wetterfeld und Lauter einen Anfang machen wollen, sei jedoch dann bei der Projektierung auf Summen gekommen, die von den Gemeinden selbst nicht aufgebracht werden können. Die einzige Gemeinde im Kreis, die mittlerweile wenigstens die wichtige Frage der mechanischen Klärung gelöst habe, sei die Stadt Lich. Deren Kläranlage wird in den nächsten Wochen eingeweiht.

Zu bedenken sei außerdem, dass viele Gemeinden im Kreis noch nicht einmal über eine Kanalisation verfügen. Von allen 85 Gemeinden im Kreis haben nur 29 Gemeinden eine vollwertige Kanalisation. Ohne Kanalisation sind jetzt unter anderem noch die Gemeinden Beltershain, Freienseen, Klein-Eichen, Lumda, Reinhardshain, Reiskirchen, Stangenrod und Arnsburg. Eine Teilkanalisation besteht unter anderem in den Gemeinden Geilshausen, Gonterskirchen, Harbach, Kesselbach, Lardenbach, Lauter, Queckborn, Weickartshain und Wetterfeld. Interessant ist, dass in Weitershain eine ordnungsgemäße Kanalisation besteht, während sich die Bewohner noch aus Hausbrunnen mit Wasser versorgt.

Ein Plan zur langfristigen Lösung der Abwasserfrage sei, so der Landrat, ausgearbeitet. Dieser sei jedoch bisher auf wenig Gegenliebe bei den Geldhäusern gestoßen. Von Schwerin glaube, dass es möglich sein müsse, dass sich die Gemeinden einer Baugenossenschaft anschließen sollten, um die Mittel für Kläranlagen anzusparen.

(GFP)

 
09. März 1956

Generalversammlung des MGV

Der Männergesangverein "Eintracht" Lardenbach - Klein-Eichen hielt seine Generalversammlung ab (März 1956). Der 2. Vorsitzende, August Sauer, gab einen kurzen Rückblick. Außer an dem Wertungssingen nahm der Verein an einem Treffen der Chorgruppe Nicolai auf dem Schiffenberg teil. Drei Sangesbrüder wurden zu Grabe getragen, darunter der langjährige Vorsitzende Karl Dietrich, der bei der letzten Generalversammlung inmitten seiner Sänger einem Herzschlag erlegen war.

Dem Gesamtvorstand wurde einstimmig Entlastung erteilt. Bei der Neuwahl wurde August Sauer einstimmig zum 1. Vorsitzenden gewählt. Zweiter Vorsitzender wurde Karl Biedenkopf. Der seitherige Rechner Ernst Kratz stellte sein Amt wegen Überlastung zur Verfügung. An seine Stelle trat Albert Roth.

Willi Momberger wurde für seine 30jährige Schriftführung eine Urkunde des Hessischen Sängerbundes überreicht. Im laufenden Jahr nimmt der Verein teil am Stiftungsfest des Gesangvereins Oppenrod. Chorleiter Ernst Nicolai gab zum Schluß seiner Freude Ausdruck über den guten und regelmäßigen Besuch der Übungsstunden, besonders durch die Jugendlichen.

(lk/FP)

 
01. November 1955

Fast ein halbes Jahrhundert im Postdienst

Wegen Überschreitung der Altersgrenze legte der hiesige Posthalter, Karl Völsing, am 1. November 1955 sein Amt nieder. Mit ihm geht ein überaus pflichttreuer Beamter in den Ruhestand. Im März 1907 übernahm er als junger Mann die damalige Posthilfsstelle in Lardenbach und führte sie seitdem ununterbrochen.

Durch sein stets zuvorkommendes, hilfsbereites und korrektes Wesen erwarb sich Posthalter Völsing die Achtung seiner vorgesetzten Dienststelle und der Postkundschaft. Von alt und jung wird er der "Postkarl" genannt, ein Zeichen besonderer Wertschätzung. Ihm ist sein einziger, hoffnungsvoller Sohn im Krieg gefallen, so dass die Post jetzt in andere Hände übergeht.

(HZ/z)

Fotos

 
30. August 1955

Volksschule musste ausgebessert werden

Die Instandsetzung der hiesigen Volksschule ist beendet (August 1955). Der Unterricht kann wieder voll aufgenommen werden. Erst 1951 von der Schulgemeinde Lardenbach/Klein-Eichen erbaut, zeigte der dreiklassige Bau schon derart erhebliche Mängel, dass größere Reparaturen während der Sommerferien vorgenommen werden mussten. Die Verankerung übernahm Schmiedemeister Heinrich Dörr II. aus Lardenbach. Die Maurer und Verputzarbeiten führten Otto Böning (Freienseen) und Karl Graulich (Ilsdorf) aus.

(GA/z)

 
01. August 1955

Lehrer zum Ehrenbürger ernannt

Der allseits beliebte und geschätzte Leiter der hiesigen Volksschule, Lehrer Karl Becker, tritt am 1. August 1955 in den Ruhestand, nachdem er fast 47 Jahre, darunter allein hier 36 Jahre, im Dienst der Schule stand. Aus diesem Anlaß fand sich die gesamte Schulgemeinde Lardenbach und Klein-Eichen zusammen, um in einer schönen Feier die einmaligen Verdienste dieses Erziehers zu würdigen.

Die Feier wurde umrahmt von Liedern der Schulkinder und des Männergesangvereins "Eintracht". Bürgermeister Eckhardt (Klein-Eichen) überreichte als Sprecher der ganzen Schulgemeinde ein Geschenk. Dann verlas Bürgermeister Mölcher (Lardenbach) eine Urkunde, in der die Gemeinde Lardenbach Lehrer Becker "in dankbarer Anerkennung seiner 36jährigen vielseitigen hervorragenden Tätigkeit zum Wohle unserer Gemeinde" zum Ehrenbürger ernennt.

Für den Männerchor, den Herr Becker kurz nach dem ersten Weltkrieg neu gründen half, sprach der Vorsitzende, August Sauer, Worte des Dankes, für die Kirchengemeinde tat dies Pfarrer Repp.

Lehrer Becker hat in den vielen Jahren in unermüdlicher Schaffenskraft sich nicht nur die Liebe seiner Schüler, sondern darüber hinaus die Symphatien der gesamten Schulgemeinde erworben. Sein Wirken stand stets unter dem Leitwort "Erziehung ist Beispiel und Liebe". So war denn die Feier nicht eine Feier um des Feierns willen, sondern eine Kundgebung der Herzen.

Lehrer Becker dankte in bewegten Worten für all das Schöne und Liebe, was der Abend gebracht hatte und gab besonders der Hoffnung Ausdruck, dass sein Nachfolger, Lehrer Karl Henß, getragen vom Vertrauen der ganzen Elternschaft, ein neuer langjähriger Freund unserer Kinder werde.

(GA/Z)

Fotos

 
19. Juli 1955

Wertungssingen des Ohm-Lumdatal-Sängerbundes

Zum dritten und letzten Teilwertungssingen des Ohm-Lumdatal-Sängerbundes trafen sich die restlichen der 48 Bundesvereine in Lardenbach (Juli 1955). Wertungsrichter Bruno Stürmer (Frankfurt) gab nach Beendigung der Chorvorträge in seiner fast einstündigen öffentlichen Kritik grundsätzliche Anleitungen zum Chorgesang. Bundeschormeister W. Daupert (Ulrichstein) ließ es an Worten des Dankes nicht fehlen. Nach Abschluß des Wertungssingen auf Bundesebene qualifizierten sich Vereine der Frauenchöre, Gemischte Chöre und Männerchöre zum Ausscheidungssingen und Bundeschorfest.

Auf dem Schulhof traf sich die stattliche Sängerschar zu einer eindrucksvollen Sängerkundgebung. Der 2. Vorsitzende des Bundes, Wißner (Kesselbach), gedachte des im Januar während einer Gesangsstunde plötzlich verstorbenen langjährigen Vorstandsmitglieds des Sängerbundes, Dietrich (Lardenbach).

Bruno Stürmer überbrachte die Grüße des Hessischen Sängerbundes und hob die Vedienste der Sänger Leonhard Wißner (Kesselbach), Wilhelm Dietz (Kesselbach) und August Sauer (Lardenbach) hervor, welche 50 Jahre aktiv dem deutschen Chorwesen die Treue hielten. Er überreichte den Jubilaren die goldene Ehrennadel mit Diplom. Mit dem Deutschen Sängergruß und einem Massenchor dankte die Sängerschaft den Jubilaren.

Der 1. Vorsitzende des Gesangvereins Lardenbach/Klein-Eichen, August Sauer, dankte allen, die zum Gelingen des Tages beigetragen hatten und gedachte in kurzen Worten des 70jährigen Bestehens seines Vereins.
Ein Tänzchen brachte den Abschluß des Sängertreffens.

(FP)

 
03. Juli 1955

Kirchliche Wahlen 1955

Am Sonntag, dem 3. Juli 1955 fand in der evangelischen Kirche (Groß-Eichen und Klein-Eichen) die Wahl der kirchlichen Körperschaften statt. Zu Kirchenvorstehern gewählt wurden: Fritz Ebell, Erziehungsassistent i.R.; Georg Peter I., Landwirt; Karl Peter II.; Erwin Schmidt, Landwirt; Georg Zimmer, Landwirt und Wilhelm Eckhardt, Bürgermeister von Klein-Eichen.

Zu Kirchengemeindevertretern gewählt wurden: Karl Merz II., Landwirt; Ernst Lang, Landwirt; Eduard Reining, Zimmermann; Heinrich Steuernagel, Bergmann i.R.; Heinrich Rühl III., Bergmann und Karl Volp, Landwirt aus Klein-Eichen.

Die Wahl dieser Kirchenvorsteher und Kirchengemeindevertreter gilt für die nächsten sechs Jahre. Sobals die Prüfung der Wahlakten abgeschlossen ist, werden die Herren in ihr Amt eingeführt.

(GA)

 
07. Juni 1955

Chorgruppe auf großer Fahrt

Seit 1922 bestehen freundschaftliche Beziehungen zwischen dem Gesangverein "Sängerkranz" Grünberg und ehemaligen ausgewiesenen Bahnbeamten aus Ingelheim a. Rh., die in den Tagen des "Ruhrkampfes" nach Grünberg evakuiert waren. Mehrere von diesen Ingelheimern gehören dem dortigen Männergesangverein an. So kam es, dass der Grünberger Gesangverein und darüber hinaus die gesamte Chorgruppe Ernst Nicolai zur 70-Jahrfeier der "Einigkeit" am Samstag (Juni 1955) für zwei Tage mit einem Sonderzug der Bundesbahn nach Ingelheim fuhr.

An der Fahrt nahmen teil: die Gesangvereine Lardenbach/Klein-Eichen, Grünberg, Lauter, Großen-Buseck, Hausen und das Harmonikaorchester des Dirigenten sowie viele Angehörige der Sänger und Freunde des Gesanges. Bei herrlichem Sonnenschein setzte sich der Zug um 15.45 Uhr ab Mücke in Bewegung. Auf dem Bahnsteig 4 in Gießen erklang zur Freude aller Reisenden ein von 180 Sängern gesungener Chor. Kurz nach 19 Uhr traf der Zug in Ingelheim ein.

Nach kurzer Begrüßung durch den Festvorsitzenden und der Weinkönigin der Rotweinstadt gab es ein musikalisches Ständchen. Beim Kommers im Festzelt wirkten die Chorgruppen der Dirigenten Fischer, Knab und Nicolai mit. Großartige Darbietungen erfreuten die Hörer. Mitunter sangen 320 Sänger und Sängerinnen mit Orchester oder 180 Sänger zur Begleitung von 22 Akkordeonspielern. Gerade die oberhessische Chorgruppe erntete starken Beifall.

Der rührige Verkehrsverein Ingelheim hatte jedem Gast, der darauf Wert legte, ein Zimmer besorgt. Die jungen Sänger freilich feierten durch bis zum Morgen und statteten dem Rhein einen Besuch ab. Am Sonntag früh fand ein Wertungs- und Freundschaftssingen im Zelt und der Turnhalle statt. Ab 16 Uhr folgte ein Konzert der Gastvereine.

Diese Fahrt war ein Erleben! Oberhessischer und rheinischer Humor standen einander in nichts nach. Freundschaft und Kameradschaft wurden bei schönem Sommerwetter und gutem Wein gefördert. Dank gebührt allen Mitfahrern, die durch ihr einwandfreies Benehmen unsere Heimat ehrten. Dank aber auch dem Dirigenten Ernst Nicolai, der in unermüdlicher Schaffenskraft Chöre geschaffen hat, die einen sehr guten Eindruck hinterließen. Auf der Heimfahrt herrschte im Sonderzug weiter beschwingte Fröhlichkeit.

(HZ)

 
8. Mai 1955

Weihe der St.-Anna-Kapelle

Die Wurzeln der Pfarrgemeinde St. Anna liegen in der unmittelbaren Nachkriegsgeschichte. 1946 kamen viele Sudeten-Deutsche auch nach Weickartshain und die umliegenden Dörfer. Sie waren durchweg Katholiken. Die Heiligen Messen durften dank des Entgegenkommens der Pfarrer in den evangelischen Kirchen gefeiert werden.

1954 bot die Gruben-Gewerkschaft "Luise" ihr Haus im Weickartshainer Ortsteil Seenbrücke, das früher als Verwaltungsgebäude und Magazin diente, zum Verkauf an. Der damalige Seelsorger von Grünberg, Pfarrer Schütz, empfahl der Bischöflichen Behörde in Mainz den Ankauf des Gebäudes. Im Dezember erwarb die Diözese das Gebäude nebst dem dazugehörenden Grundstück für 16.000 Mark.

Die Schwierigkeiten der seelsorgerischen Betreuung in der Diaspora (Gebiet, in dem eine konfessionelle oder nationale Minderheit lebt) waren auch im Vogelsberg alltäglich. Pfarrer Schütz wollte auf der Seenbrücke die sich ergebende Chance nutzen und hier einen religiösen Mittelpunkt schaffen, um den katholischen Gläubigen der umliegenden Orte eine günstigere Möglichkeit zum Besuch des Gottesdienstes zu geben.

Im folgenden Jahr wurde der Lagerraum zu einer schmucken Kapelle umgestaltet - zum großen Teil in Eigenleistung. Eine Empore sowie die Fenster aus einem alten Kloster in Nordhessen wurden eingebaut. Die alten Kirchenbänke aus der ehemaligen Schlosskapelle in Grünberg und der Holzaltar waren die vorläufige Ausstattung.

Nun hatten die etwa 550 Katholiken aus Weickartshain-Seenbrücke, Lardenbach, Klein- und Groß-Eichen, Stockhausen, Freienseen, Altenhain, Wohnfeld, Sellnrod sowie Höckersdorf ihre eigene Kirche. In Anwesenheit zahlreicher geistlicher Herren und einer großen Schar von Gläubigen, die aus Grünberg und den Filialorten nach Seenbrücke gekommen waren, begann am Sonntag (8. Mai 1955) um 10 Uhr die Weihe nach dem feierlichen Ritus. Pfarrer Zimmermann hieß den Domkapitular als den Vertreter des Bischofs willkommen und sprach allen, die das frühere Verwaltungsgebäude zu einem würdigen Gotteshaus umgebaut hatten, seinen aufrichtigen Dank aus.

Gegen 400 Gläubige standen dicht gedrängt in der Kapelle und folgten andächtig den Worten des Festpredigers und der heiligen Handlung. Der Grünberger Kirchenchor unter Leitung von Frau Watzlawick sang die vielstimmige "Deutsche Messe" von Michael Haydn. Zum anschließenden Essen hatte Pfarrer Zimmermann die hochwürdigen Herren sowie die Ehrengäste mit Bürgermeister Trüller von Weickartshain und die Herren des Kirchenstiftungsrates geladen. Dabei sprach u. a. der evangelische Geistliche Pfarrer Repp von Lardenbach der katholischen Gemeinde seine Glückwünsche aus und gab der Hoffnung Ausdruck, daß das gute Einvernehmen unter den hiesigen Christen auch weiterhin lebendig bleibe.

(HZ)

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09. März 1955

50 Jahre Laubacher Pferdeversicherungsverein

In einer Versammlung des Laubacher Pferdevericherungsvereins, der 1954 in seinem Jubiläumsjahr 146 Mitglieder mit 214 versicherten Pferden und einer Versicherungssumme von 138.000 Mark umfaßte, gab Heinrich Schmidt einen Rückblick auf die Geschichte des Vereins.

Bald nach der Gründung des Vereins am 17. November 1904 schlossen sich den Laubacher Mitgliedern auch die Pferdefreunde aus Wetterfeld, Münster, Queckborn, Röthges, Gonterskirchen, Freienseen, Lardenbach, Klein-Eichen, Groß-Eichen und Sellnrod an.

Von den ersten Vorstandsmitgliedern ist heute niemand mehr am Leben. Der derzeitige Vorstand, der in der Jahreshauptversammlung wieder bestätigt wurde, setzt sich aus Direktor Wilhelm Rudolf Högel und dem Rechner Albert Peter zusammen; sie alle amtieren bereits seit 1945.

Aus der Historie begründet, handelt es sich bei dem Pferdeversicherungsverein um einen Verein auf Gegenseitigkeit mit dem Zweck, die Mitglieder gegen Verluste in Pferdebeständen zu versichern.
Jedes Vereinsmitglied zahlt pro Pferd einen Jahresbeitrag in die Vereinskasse ein. Aus diesem "Topf" werden Vereinsmitglieder, deren Pferde während eines Geschäftsjahres versterben oder getötet werden müssen, mit einer Geldsumme entschädigt, die beispielsweise sehr hilfreich beim Neukauf eines Fohlens sein kann.

Ist das Pferd doch ein wichtiger Bestandteil des landwirtschaftlichen Betriebes, konnte eine Versicherung dem Bauersmann bei einem Verlust des Arbeitstieres recht behilflich sein.

(GFP)

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12. Februar 1955

Herzschlag in der Hauptversammlung

Die Hauptversammlung des Männergesangvereins "Eintracht" fand am Samstag einen tragischen Abschluß. Während des Schlußwortes brach plötzlich der langjährige 1. Vorsitzende des Vereins, Betriebsführer i. R. Karl Dietrich, zusammen. Er wurde aus dem Gastzimmer des Tagungslokals in den Saal gebracht und verstarb dort wenige Minuten später.

Dietrich, der im 65. Lebensjahr einen Herzschlag erlitt, ist als hochverdienter Sängerführer in weiten Kreisen bekannt geworden und wird daher nicht nur von seinen Angehörigen und den Vereinsmitgliedern, die Zeuge des erschütternden Ereignisses waren, tief betrauert. Den hiesigen Gesangverein führte er schon Jahrzehnte lang in vorbildlicher Weise über alle Fährnisse der Zeiten hinweg.

(HZ)

 
26. Januar 1955

90. Geburtstag

Gratuliert wird der ältesten Einwohnerin Klein-Eichens, Frau Wilhelmine Felsing, zu ihrem 90. Geburtstag. Diesen kann die Jubilarin in geistiger und körperlicher Frische begehen. Die Hochbetagte nimmt noch regen Anteil an dem Tagesgeschehen, so schreibt es auch die Gießener Freien Presse zu diesem Anlass. Wilhelmine Felsing wurde am 26. Januar 1865 in Kirschgarten geboren. Ihr Mädchenname lautete Triebert. Am 25. Januar 1894 heiratete sie in Groß-Eichen den Klein-Eichener Heinrich Felsing. Die Beiden hatten zwei Kinder. Die älteste Tochter Emilie heiratete auf den Stockhäuser Hof. Der Sohn, ebenfalls mit Namen Heinrich, blieb in Klein-Eichen auf dem elterlichen Hof im Hinterdorf.

Fotos

 
28. November 1954

Hessenwahl 1954

Nach der Landtagswahl vom ersten Adventssonntag (28. November 1954) ist die SPD weiterhin die stärkste Partei in Hessen. Die CDU kam auf den zweiten Platz, gefolgt von FDP und BHE. Damit wird auch der neue hessische Landtag aus vier Parteien bestehen, da die anderen Parteien die 5-Prozent-Klausel des Wahlgesetzes nicht durchbrechen konnten. Die Wahlbeteiligung betrug 82,1 Prozent. Sie liegt wesentlich höher als bei der Landtagswahl 1950 mit 64,9 Prozent, aber niedriger als bei der Bundestagswahl 1953 mit 86,7 Prozent.

Die Wahlen verliefen in Hessen ruhig und ohne Zwischenfälle, obwohl der Wahlkampf in der letzten Wahlwoche sich so zugespitzt hatte und auch manche Unliebsamen Vorfälle. z. B. Zusammenstöße in Wahlversammlungen, stattgefunden hatten.

Auch in den Wahlkreisen Gießen und Alsfeld siegten die Sozialdemokraten. Zum Wahlkreis Alsfeld, dem außer der Stadt und dem Landkreis Alsfeld noch 51 Ortschaften aus dem Landkreis Gießen angehören, gehört auch Klein-Eichen. Ebenfalls sind hier Lardenbach, Freienseen, Weickartshain und Stockhausen zu finden.

Entgegen dem Landesergebnis, gewinnt in Klein-Eichen die FDP deutlich vor der BHE, SPD und CDU. In Lardenbach liegt die SPD vor FDP, BHE und CDU sowie BdD. Die BHE war eine Partei, der nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat vertriebenen Deutschen und betrieb eine entsprechende rechtsgerichtete Interessenpolitik. Die BdD, Bund der Deutschen war erst 1952 gegründet worden. Kernprogramm des BdD war eine Neutralisationspolitik, die sich gegen die Wiederbewaffnung und die Westintegration Deutschlands wandte.

 

Klein-Eichen
Landtagswahl

Klein-Eichen
Bundestag
Lardenbach
Landtagswahl
Lardenbach
Bundestag
1954
1953
1954
1953
Wahlberechtigte
136
337
abgegebene Stimmen
101
240
SPD
15
15
82
66
FDP
56
56
68
95
CDU
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17. Juli 1954

Schiedsmänner im Amtsgericht

In der Grünberger Heimatzeitung vom 17. Juli 1954 wurden die Schiedsmänner und deren Stellvertreter der Amtsgerichtsbezirke Grünberg und Laubach veröffentlicht. Die Schiedsmänner wurden durch die Gemeindevertretungen gewählt und sind durch die zuständigen Amtsgerichte auf die Erfüllung ihrer Dienstobligenheiten verpflichtet worden. Das gemeindliche Schiedswesen in Deutschland dient der Beilegung weniger bedeutsamer strafrechtlicher und zivilrechtlicher Angelegenheiten.

Schon in der Sitzung des Klein-Eichener Gemeinderates am 29. Januar 1954 wurde Bürgermeister Wilhelm Eckardt zum Schiedsmann gewählt. Sein Stellvertreter wurde Karl Volp. Auch in Lardenbach wurde der Bürgermeister Adolf Felsing gewählt. Hier wurde Hermann Dörr sein Stellvertreter. Beide Dörfer gehörten zum Amtsgerichtsbezirk Laubach.

Das Amtsgericht ist in Deutschland neben dem Landgericht die Eingangsinstanz der ordentlichen Gerichtsbarkeit. Die Amtsgerichte werden vor allem in Verfahren des Zivil- und des Strafrechts tätig. Das Amtsgericht Laubach (bis 1879 Landgericht Laubach) war von 1822 bis 1968 ein hessisches Gericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit mit Sitz in Laubach. Infolge der in den Solmsischen Besitzungen Oberhessens erst 1822 durchgeführten Trennung von Justiz und Verwaltung kam es zur Bildung des Landgerichts Laubach, bestehend aus dem vormaligen Amt Laubach mit den Gemeinden Laubach, Freienseen, Gonterskirchen, Lardenbach, Ruppertsburg, Ilsdorf und Wetterfeld; dem vormaligen Amt Utphe mit den Gemeinden Utphe, Inheiden, Trais-Horloff und Wohnbach, und dem Ort Einartshausen.

Mit dem 1. November 1848 wurden die Orte Inheiden, Utphe, Wohnbach und Traishorloff an den Landgerichtsbezirk Hungen und der Hof Arnsburg mit der sogenannten Bergermühle an den Landgerichtsbezirk Lich abgegeben. Am 1. Juni 1849 trennte man außerdem noch den Ort Einartshausen ab und teilte diesen dem Landgerichtsbezirk Schotten zu. Infolge der Neuordnung der Gerichtsbezirke in der Provinz Oberhessen mit Wirkung vom 15. Oktober 1853 kam es zu einem Gebietstausch mit dem Sprengel des Landgerichts Grünberg, während der Ort Klein-Eichen neu zum Sprengel des Laubacher Landgerichts kam, wurde Ilsdorf abgetrennt. Am 1. Oktober 1879 erfolgte aufgrund des Gerichtsverfassungsgesetzes die Umbenennung in Amtsgericht Laubach, die Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen und die Eingliederung des vorher zum Landgericht Hungen zählenden Ortes Röthges. Der Bezirk dieses Amtsgericht bestand nun aus Freienseen, Gonterskirchen, Klein-Eichen, Lardenbach, Laubach, der Laubacher Waldgemarkung, Röthges, Ruppertsburg, Stockhäuserhof und Wetterfeld.

Zum 1. Januar 1882 wurde der Sprengel des Amtsgericht noch um den zuvor zum Amtsgericht Hungen zählenden Ort Villingen und die zuvor zum Amtsgericht Lich gehörigen Orte Ettingshausen und Münster erweitert. Der Ort Altenhain wurde am 15. Mai 1908 vom Bezirk des Amtsgerichts Ulrichstein abgetrennt und dem Bezirk des Amtsgerichts Laubach zugeteilt. Anlässlich der Auflösung des Amtsgerichts Hungen am 1. Juni 1934 konnte noch der Ort Nonnenroth eingegliedert werden.

Am 1. Juli 1968 erfolgte die Auflösung des Amtsgerichts, die Gemeinde Altenhain wurde dem Amtsgericht Alsfeld, die restlichen Gemeinden des Sprengels dem Amtsgericht Gießen zugelegt. Das Gebäude des ehemaligen Amtsgerichtes Laubach befindet sich in der Friedrichstraße und steht unter Denkmalschutz. Es wurde 1907 gebaut und diente bis 2012 als Alten- und Pflegeheim. Seit Frühjahr 2013 wird das Gebäude als Wohnheim für Flüchtlinge genutzt.

(HZ, Wikipedia)

Fotos

 
10. Juli 1954

Freiwillige Feuerwehr

"Heute, am 10. Juli 1954, wurde die im Jahre 1933 gegründete und am Kriegsende 1945 aufgegebene Freiwillige Feuerwehr Klein-Eichen, im Gasthaus zur "Alten Post" (...) wieder neu gegründet."

Mit dieser Einleitung im Protokollbuch beginnt die neue Geschichte der Klein-Eichener Freiwilligen Feuerwehr. Neun Jahre nach Kriegsende, in denen so mancher keine Uniform mehr anziehen wollte, haben 36 Männer aus Klein-Eichen, als eines der letzten Dörfer im Umkreis, ihren Beitritt mit Unterschrift erklärt.

Am selben Abend wurde Otto Biedenkopf zum Ortsbrandmeister gewählt. Gruppen- und Schriftführer wurde Erich Funk. Nach den Wahlen des Vorstandes, beschloss man zugleich die Anschaffung einer Motorspritze.

 
23. März 1954

Wahl des Ortslandwirtes 1954

Im März 1954 wurden auf den Dörfern die Ortsstellen neu besetzt. Nach dem Land- und Forstwirtschaftskammergesetz aus dem Jahr 1953 sind Ortsstellen Untergliederungen der Landwirtschaftskammern. Für jede Gemeinde wurde eine Ortsstelle eingerichtet. Diese bestand aus drei Mitgliedern, die nach näherer Bestimmung der Wahlordnung von den Wahlberechtigten der Gemeinde gewählt wurden. Die Ortsstellen nahmen die örtlichen Aufgaben der Kammern nach näherer Bestimmung der Satzung war. Vorsitzender der Ortstelle (Ortslandwirt) wurde derjenige Betriebsinhaber, der die meisten Stimmen erhalten hatte.

In Klein-Eichen wurde 1954 Karl Biedenkopf zum Ortslandwirt gewählt. Dessen Beisitzer waren Albert Müller und Erich Funk. In Lardenbach wurde Reinhard Keller Ortslandwirt. Beisitzer hier waren Otto Rühl und Wilhelm Keller.

Die Aufgaben der Ortslandwirte/innen sind heute im Berufsstandsmitwirkungsgesetz dargestellt. Dort heißt es unter anderem:
"Die Landwirtschaftsbehörden werden bei der Erfüllung ihrer Aufgaben durch Orts- und Kreislandwirte/innen unterstützt. Diese wirken insbesondere in Angelegenheiten der Agrar- und Marktstruktur, der Landschaftspflege und des Grundstückverkehrs durch Beratung, Stellungnahme und Erteilung von Auskünften mit".

Über diesen gesetzlichen Auftrag hinaus werden die Ortslandwirte/innen aufgrund ihrer Ortskenntnis häufig von der Gemeindeverwaltung, aber auch von anderen Behörden und Institutionen in Anspruch genommen. Neben den Tagungen der Agrarverwaltung nehmen die Ortslandwirte/innen häufig auch an Veranstaltungen der Gemeinden und anderer Gremien teil. Der Umfang ihrer Tätigkeiten ist sehr unterschiedlich und wird auch von regionalen Anlässen bestimmt (zum Beispiel Bau von Straßen-, Bahn-, Leitungstrassen, Ausweisung von Schutzgebieten etc.). Die Ortslandwirte/innen fungieren häufig als Mittler zwischen Landwirtschaft und Verwaltungen sowie der Bevölkerung des ländlichen Raums.

Fotos

 
20. Januar 1954

Ende der Flurbereinigung

Schon im Januar des Jahres 1954 erfolgte die öffentliche Bekanntmachung in der Gießener Allgemeinen Zeitung, über die Schlussfeststellung der Umlegung in der Gemarkung Klein-Eichen. Damit erklärte das Kulturamt Alsfeld das Umlegungsverfahren für abgeschlossen. Gleichzeitig wurde festgestellt, dass die Ausführungen nach dem Umlegungsplan bewirkt ist und dass den Beteiligten keine Ansprüche mehr zustehen. Die am 8. 1. 1934 gebildeten Teilnehmergemeinschaften Klein-Eichens wurden aufgelöst.

Mit der Rechtskraft der Schlußfeststellung gingen die noch bestehenden Forderungen der Teilnehmergemeinschaften und ihrer Restguthaben auf die Gemeinde über, die sich verpflichtete, diese Gelder außerhalb der ordentlichen Haushaltsausgaben für die Erhaltung oder Verbesserung der im Umlegungsverfahren geschaffenen Wege und Gräben zu verwenden.

Im Umlegungsverfahren werden Grundstücke beziehungsweise Grundstücksteile so verändert und getauscht, dass neue Grundstücke entstehen, die nach Lage, Form und Größe für eine bauliche oder sonstige Nutzung zweckmäßig gestaltet sind.

Die Umverteilung soll einen Ausgleich zwischen den Interessen der betroffenen Grundstückseigentümerinnen und Grundstückseigentümer und der Allgemeinheit schaffen. Der Wert des Grundeigentums von Einzelnen darf durch die Umlegung nicht geringer werden. Alle beteiligten Grundstückseigentümerinnen und Grundstückeigentümer sollen ein dem Verkehrswert und der Lage nach möglichst gleichwertiges Grundstück bekommen.

Diese Neuordnung von land- und forstwirtschaftlich genutzten Grundstücken, die Flurbereinigung, hat damals der Klein-Eichener Gemarkung ein völlig neues Aussehen gegeben. So konnte z. B. ein Landwirt seinen Acker nun auf einem Feldweg erreichen. Vorher lagen Äcker und Wiesen oftmals direkt aneinander. Um auf sein Grundstück zu gelangen, war es nötig mit dem Gespann über die Felder eines Anderen zu fahren. Dabei musste noch gewartet werden, bis diese abgeerntet waren.

 
10. Januar 1954

Unterhaltungsabend des Männergesangvereins

Bei einem wohlgelungenen Unterhaltungsabend bot der Männergesangverein "Eintracht" Lardenbach-Klein-Eichen am Sonntag seinen Gästen im erweiterten und neu instandgesetzten Diel'schen Saale unter Leitung von Chorleiter Ernst Nicolai gut eingeübte Chöre, Volksmusik, Tänze und Märsche einer Musikschülergruppe des Dirigenten sowie eine Theateraufführung "Die Mühle im Erlengrund". Die Veranstaltung war für den Verein sowohl als auch für den allseits beliebten Chorleiter ein großer Erfolg.

(WM, HZ)

 

 

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