Oberwald
Die erdgeschichtlichen Ereignisse erklären die heutigen Bodenverhältnisse des Vogelsberges. Demnach findet man Basaltböden, Lössböden und Mischböden. Die Basaltböden sind die geborenen Buchenwald- bzw. Laubmischwaldböden, die im Vogelsberg bis in 700 Meter Höhe die schönsten Buchenhochwälder ermöglicht.
 

Die hohen Niederschläge und der zu allen Jahreszeiten häufige Nebel begründen den Wasserreichtum des Hohen Vogelsberges. Das Wasser versickert im Gehängeschutt und im klüftigen Basaltstock des Berges. Über undurchlässig verlehmten Basalttuffen tritt es gesammelt als Quelle zu Tage oder fließt gleich an der Oberfläche ab. Die Quellen und ihre Gerinne vereinen sich schon im Oberwald zu Bächen, die sternförmig in alle Richtungen fließen.

Die nach Westen gerichteten Hanglagen des Hohen Vogelsberges sind steil, so dass die Bäche hier turbulent in das Tal strömen. Nach Osten dagegen ist der Geländeabfall flacher, die Bäche fließen hier ruhiger und bilden oft weitflächige Mulden mit ausgedehnten Bacherlen- und Erlensumpfwäldern.

 

In der heutigen Breungeshainer Heide ist die Wasserscheide unbestimmt und das Wasser kann nicht abfließen. Hier konnte ein Hochmoor entstehen.
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In den Moorstandorten des Vogelsberges wurden Pollenbestände ermittelt, die von der letzten Eiszeit (vor ca. 10000 Jahren) bis heute die Entwicklung der Pflanzenwelt und die Einflüsse des Menschen dokumentieren.

Die Torfbildung begann in den Mooren des Vogelsberges mit Seggen-Flachmooren und Erlen-Sumpfwäldern. Am Ende der Eiszeit, in der Altsteinzeit, herrschten in ihrer Umgebung Birken und Kiefern vor. In der Mittleren Steinzeit, vor etwa 9000 Jahren, begann die Hasel-Zeit. Später mischten sich Ulmen und Linden in die Waldvegetation der Hochlagen.

Bis zur Bronzezeit existierten ulmenreiche Laubmischwälder. Die Wälder wurden zunehmend schattiger und die lichtbedürftige Kiefer wurde in nasse Randlagen der Moore verdrängt.

Vor etwa 4500 Jahren wurde die Rotbuche zum ersten Mal in den Pollenspektren nachweisbar. Gleichzeitig mit der Buchenausbreitung nahmen auch Gräser und Getreide und Funde verkohlten Holzes zu - eine bronzezeitliche Besiedlung der Bergregion ist somit sicher. Immer weiter drang die Rotbuche vor, charakteristische Buchenwälder entstanden, irgendwann beherrschte die Buche auch im Vogelsberg die Wälder.

Trotz der zunehmenden Waldrodungen insbesondere zur Holzkohlegewinnung für die Eisenverhüttung prägten bis ins 19. Jahrhundert Buchenwälder den Hohen Vogelsberg. Die Pflanzenwelt der Gebiergsregion wurde allerdings nach dem Mittelalter zunehmend durch den wirtschaftenden Menschen beeinflusst. Heiden, Grünländer und Äcker hinterließen ihre Pollenspuren.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begannen Aufforstungen ehemaliger Rodungen und von Waldwiesen mit Fichte, die seitdem überall erheblich zugenommen haben. Heute sind nur 40% der Region bewaldet - im Oberwald allerdings bis 90%.

 
 
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