Geht man von der Pfingstweide am Stichswald entlang, kommt man zum Dammegrund.
Hier spielt eine Geschichte mit einem der gefährlichsten Tiere in der Vorstellungswelt unserer Ahnen, der Werwolf. In jener Zeit, in der noch Wölfe Oberhessen unsicher machten, war die Angst vor dem Werwolf besonders groß. Als Spukgestalt erhielt sie sich noch lange, auch nachdem der letzte Wolf längst in die eweigen Jagdgründe befördert worden war.
 

Der Werwolf wird verwundet

Es war die Zeit der Heumahd, als einer der ersten Ansiedler von Klein-Eichen aus dem Dammegrund, wo er sich müde geschafft hatte, geruhsam heimkehren wollte. Auf einmal stürzt aus dem Bornwäldchen ein großer, dicker Wolf, von denen es damals viele gegeben hatte, heraus, geradewegs auf den Bauern zu und will ihn partout in tausend Stücke reißen. Er also flugs die Sense vom Buckel genommen und mit lautem Geschrei um sich geschlagen, so lange er kann.
Eine geraume Weile dauerte dieser erbitterte Kampf, aber die Kräfte des Mannes ließen nach, seine Sense fiel ihm zu allem Unglück auch noch auseinander. Als er nun noch einen anderen Wolf blutdürstig in seinem Rücken jappen hörte, gab er seine Partie für verloren und erwartete nichts anderes als seinen Tod.
Doch das Getier hinter seinem Rücken war kein Wolf, sondern sein treuer großer Hund, der wie gerufen dazu kam und ihm wütend zur Hilfe herbeisprang. In einem Nu warf sich dieser auf den Unhold, riß ihn nieder, würgte ihn am Halse und zerbiß ihm zwei Beine, daß er so erbärmlich heulte, daß es einem durch Mark und Bein ging. Gewiß hätte er ihm auch vollends den Garaus gemacht, wenn er nicht, so schnell wie man eine Hand umwendet, weg gewesen wäre. Man konnte keine Spur von ihm entdecken. Der Klein-Eichener ging also mit vielem Kopfschütteln heim und merkte wohl, daß es bei diesem Abenteuer nicht mit rechten Dingen zugegangen sein mochte.
Am folgenden Tag hörte er zufällig, daß genau seit der Stunde, als sich dieses Stück zugetragen hatte, in Ilsdorf ein Mann plötzlich todeswund im Bett gefunden worden sei, für den es wenig Hoffnung geben soll. Es seien ihm, man wisse nicht wie, beide Beine am Leib kurz und klein zerbissen, und er werde es also unmöglich mehr lange machen. Da sprach der Bauer zu sich selbst:"Kenne ich dich jetzt, du Werwolf? Dir ist recht geschehen. Du magst nun ausfressen, was du dir eingebrockt hast."

 
   
Dammegrund

 

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