Der Auszug des wilden Jägers
Zog der wilde Jäger vor Zeiten aus, so kam er immer vom Vogelsberg
das Tal herab über die Wadenhäuser Mühle und fuhr mit seinem
Heer in den Laubberg hinein, der über Solms-Ilsdorf liegt. Dies geschah
regelmäßig im Spätherbst bis gegen Christtage hin, immer
nach dem Abendgeläute, und ein langer, feuriger Streifen am Himmel
zeigte dann allemal seinen Weg an. In demselben Augenblick gab's im Walde
ein abscheuliches Wesen mit Räderknarren, Geiselplatzen, Trompetenblasen;
man hörte alle Tiere-, Vogel- und Menschenstimmen durcheinander,
und dabei ward der ganze Wald so licht, daß man jedes Blättchen
hätte erkennen können.
Wenn die Ilsdorfer Weibsleute, die in den jungen Tagen dazumal noch dick
in den Brechscheuern saßen, dies alles sahen und hörten, dann
ließen sie die Arbeit liegen, hielten die Ohren zu und flohen, so
hurtig sie konnten, ins Haus. Draußen traute sich's niemand auszuhalten,
und den Herzhaftesten entfiel der Mut.
Auch erzählt man, daß bei solch einer Gelegenheit, als der
wilde Jäger einmal sehr geschwind fuhr, ein Rad von seinem Wagen
losgegangen und vom Himmel mit einem großen Rumpel, wie bei einem
rechten Donnerwetter, auf die Erde gefallen sei. |
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