17. Dezember 1921 | Kraftwerk WölfersheimAm 9. Dezember fand in Bad Nauheim zwischen Vertretern des hessischen Staates und der Provinz Oberhessen eine Besprechung statt über die Möglichkeit der Energielieferung aus dem Kraftwerk Wölfersheim. Die Vertreter der Provinz führten Klage darüber, dass nach jahrelangen vergeblichen Anstrengungen und trotz der Zusage des hessischen Staates das Kraftwerk immer noch nicht gerechten Ansprüchen genüge, sodaß auch für diesen Winter die Aussichten auf ausreichende Belieferung, zumal jegliche Reserve fehle, äußerst gering sei. Im Vertrauen auf die wiederholten Zusagen des Staates hätte man große Abnehmer angeschlossen und die Versorgung des Baubezirkes Alsfeld-Lauterbach-Schotten in die Hand genommen. Diese sei soweit vorgeschritten, dass im Laufe des Winters etwa 40 bis 50 Gemeinden neu (ans Stromnetz) angeschlossen werden könnten. Deren Hoffnungen dürften in keiner Weise enttäuscht werden. Auch könne man es nicht mehr hinnehmen, dass wie in früheren Jahren vom Kraftwerk allabendlich Fernleitungen herausgeschaltet würden. Schließlich beanstandeten die Vertreter der Provinz die für das Kraftwerk bestehende Organisation und erklärten es als eine Unmöglichkeit, dass ein solcher Betrieb von Darmstadt aus regiert würde. Die Vertreter des Staates gaben ohne weiteres zu, dass der Bedarf der Provinz Oberhessen zur Zeit nicht gedeckt werden könne. Es liege im wesentlichen daran, dass die Dampferzeugung wegen Fehlens von Kesseln nicht ausreiche. Die Kessel seien zur richtigen Zeit bestellt und auch geliefert worden, jedoch hätte das Kesselhaus bis heute nicht fertig gestellt werden können, weil sich die zuständigen Stellen in Darmstadt monatelang nicht hatten schlüssig werden können, wem der Bauauftrag für das Kesselhaus zu erteilen sei. Was die Organisation des Kraftwerkes anbelange, so seien vom Staate vorhandene Mängel anerkannt worden, und eine Neuorganisation sei im Gange. Die beiderseitigen Vertreter kamen schließlich dahin überein, und zear die Vertreter der Provinz unter jedem Vorbehalt, dass, um über die Schwierigkeiten der nächsten Zeit hinauszukommen, die Motorbetriebe während der Lichtstunden einzustellen sind und die Stadt Gießen die Lichtspitze selbst übernehmen muß. Mit diesen Einschränkungen wird es möglich sein, wenigstens die notwendige Lichtversorgung auch für die neuanzuschließenden Gemeinden sicher zu stellen. Inzwischenist in den zum Kraftwerk gehörenden Gruben ein Streik ausgebrochen. Nach allgemeiner Auffassung ist dieser Streik als ungesetzlich anzusehen, da die Vorschriften der Verordnung vom 10. November 1920 nicht beachtet worden sind. Diesen Standpunkt aoll auch die Darmstädter Zentrale eingenommen haben. Gleichwohl scheint man hieraus nicht die nötigen Folgerungen gezogen zu haben. Anstatt, dass man gegen die ungesetzlich handelnden Arbeiter vorgegangen wäre, wurde ihnen die Erfüllung ihrer sämtlichen Forderungen zugesagt. Damit scheint man sich auch dieses Mal wieder in Widerspruch mit den übrigen Arbeitgebern gesetzt zu haben. Die Arbeiterschaft erkannte aber das außerordentliche Entgegenkommen des hessischen Staates gar nicht einmal an und will die Arbeit nicht eher aufnehmen, als bis auch die anderen Arbeitgeber ihre Forderungen anerkannt hätten. Wie lange unter diesen Umständen zum Nachteil der oberhessischen Bevölkerung dieser Streik andauern wird, ist nicht abzusehen. (Grünberger Anzeiger) |
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15. Dezember 1921 | OrtsklassenBis in die siebziger Jahre hinein waren Ortsklassen ein verbreitetes Mittel, um Tarifverdienste räumlich zu differenzieren. Sie staffeln die tariflichen Grundvergütungen innerhalb der regionalen Tarifbereiche abhängig von Größe und Lage der Städte, Gemeinden bzw. Kreise. Im Jahre 1921 sorgte die Einteilung in neue Ortsklassen im heimischen Raum für Aufregung. Hierzu ein Leserbrief im Grünberger Anzeiger (15. Dezember 1921) aus Stockhausen: "Die neue Einstufung in Ortsklassen liegt vor uns und erregt Kopfschütteln. Anderswo gibt es kein Dorf mehr in Klasse E. Im Vogelsberg dagegen muss auf weiten Wegen von Beamten wie Arbeitern Kleider, Schuhe, Nahrungsmittel, die meisten Kolonialwaren, ja in vielen Orten sogar das tägliche Brot herbeigeschafft werden. Das kostet Botenlohn oder verursacht Reisespesen, die der Städter nicht hat. Kennt man in den Städten die Preise der Ärzte für Besuche über Land? Was will der Beamte und so mancher Arbeiter machen? Sie müssen ihre Kinder etwas lernen lassen, sie also auch auswärts schicken; doch was kostet das? Wie manche Beamte und Arbeiter, der sich für seine alten Tage einen Notgroschen gespart, muß diesen jetzt anbrechen, ja noch Schulden machen, wenn er mit den Seinen nicht zu Grunde gehen will. Wie muß es z. B. einem Lehrer ums Herz sein, der 25 bis 30 Jahre an einem Orte mit ein- oder zweiklassiger Schule gewirkt hat, in einer Klasse von 80 bis 90 Schülern, die alle in derselben Stunde unterrichtet werden mußten. Seine Bodenständigkeit wurde ihm von allen Seiten hoch angerechnet - bis die Ortsklassen kamen, da rückte er als Beamtenproletarier nach E. Kein Wunder, dass diese Zurücksetzung böses Blut setzt. Es schien auf den ersten Blick, als wäre bei Festsetzung der Teuerungspreise auf die Industrie, selbst in kleineren Orten Rücksicht genommen worden; aber wo bleibt denn da unser Seenbachtal mit seiner großen Eisen-, Bauxit-, Weberei-, Basaltindustrie von Freienseen bis Nieder-Ohmen, zu der doch Arbeiter von 1-2 Stunden Wegs in Arbeit gehen? Kennt man dies nicht? Weiß man an maßgebender Stelle davon gar nichts? Auch nicht, dass gerade dieser Landstrich zu den teueren gehört? Die Städtchen nebenan, wo wir alle unsere Einkäufe machen müssen, höher eingestuft, und wir, die wir noch teurer leben, in Ortsklasse E. - Das begreift wer kann!" Reuß, Stockhausen |
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7. Dezember 1921 | Von der OhmDie Ohm, die nur Quellwasser führt, friert nur in kältesten Wintern zu. Das ist jetzt der Fall. Die ganze Ohm bildet eine treffliche Eisbahn, auf der die Jugend fleißig Schlittschuhe läuft. Zweimal stand in diesen Tagen das Thermometer 10 Grad R. unter Null. Da das Land völlig frei von Schnee liegt, fehlt der Wintersaat die nötige Schutzdecke. Glücklicherweise scheint sich der starke Frost heute gebrochen zu haben. (Grünberger Anzeiger) |
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1. Dezember 1921 | Grünberger AnzeigerAmts- und Anzeigenblatt für den Gerichtsbezirk Grünberg Der Anzeiger erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag. Druck und Verlag unter Verantwortlichkeit von H. Robert, Grünberg. Das Jahr 1921 ist bereits der 70. Jahrgang der Zeitung Am Donnerstag, 1. Dezember 1921 erscheint die unten abgebildete Anzeige. A. Böcher ist August Böcher, geb. 1897 und seit 1920 mit Anna Rühl aus Ulrichstein verheiratet. Ihr Sohn Otto, geb. 1922, ist der Vater von Arnold, Siegfried, Gerlinde und Hans Jürgen. |
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27. November 1921 | Landtagswahl in HessenMit dem Landtagswahlgesetz vom 16. März 1921 und der Landtagswahlordnung vom 14. Juni 1921 wurden die rechtlichen Grundlagen für die Landtagswahl geschaffen. Danach bestand der Landtag aus 70 Mitgliedern, die in freien, gleichen, direkten und geheimen Wahlen im Verhältniswahlrecht für drei Jahre gewählt wurden. Der Grünberger Anzeiger meldet am 29. November 1921: Nach der Landtagswahl (27. November 1921) sind die Rechtsparteien, wie zu erwarten war, mit gewaltiger Verstärkung in den neuen Landtag eingerückt. Auch die äußerste Linke hat sich verstärkt. Immerhin verfügt die bisherige Koalition noch über eine Mehrheit von 12 Stimmen, gegen 44 im alten Landtag. Bedauerlicherweise war die Wahlbeteiligung im allgemeinen gering. Der Gesamteindruck der gegenwärtigen Stimmung in Hessen bleibt daher etwas unklar. Die Anzahl der Sitze im neuen Landtag verteilen sich wie folgt: Kommunistische Partei 2, Unabhängige Sozialdemokratische Partei 2, Mehrheitssozialdemokratische Partei 24, Demokratische Partei 5, Zentrum 12, Deutsche Volkspartei 10, Hessischer Bauernbund 11 und Deutschnationale Volkspartei 4. Ergebnis der Landtagswahl für Klein-Eichen und Lardenbach:
Der Hessische Bauernbund war eine politische Partei im Großherzogtum Hessen und dem Volksstaat Hessen. Er verstand sich als Interessenvertretung der ländlichen Bevölkerung und vertrat konservative und antisemitische Positionen. Dieser Bund wurde bei der Landtagswahl in Klein-Eichen und auch in Lardenbach jeweils mit den meisten Stimmen bedacht. Dies war auch im ganzen Kreis Schotten so gewesen. (Grünberger Anzeiger) |
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02. Oktober 1921 | Einweihung EhrenmalDer Grünberger Anzeiger berichtete über die Einweihung des Ehrenmals in Klein-Eichen im Oktober 1921: Die Eröffnung der Feier bildete der Choral: "Ich weiß, an wen ich glaube", der von dem gemischten Chor Groß-Eichen vorgetragen wurde. Nach einem passenden Gedicht eines Schülers begrüßte Herr Forstwart Volp als Vorsitzender des Kriegervereins Klein-Eichen, die Trauergemeinde und ließ das Denkmal enthüllen. Im Mittelpunkt des Ganzen stand die von Herrn Pfarrer Staubach, Groß-Eichen, gehaltene Weiherede. Ausgehend von dem Wort: "Sei getreu bis in den Tod, so will ich Dir die Krone des Lebens geben", wies der Redner mit ernsten, packenden Worten darauf hin, welch großen Dank wir den Gefallenen schulden, und dass es diesen Dank nicht nur durch Gedenkfeiern und Denkmäler, sondern vor allem durch die Tat, ein Leben in treuer und selbstverleugnender Liebe, zu zeigen gilt. Die eindrucksvolle Rede lief in die eigentliche Weihe (des Denkmals) aus: Der Stein solle sein ein Zeichen des Gedenkens und des Dankes an unsere Gefallenen, aber auch ein Mahnzeichen für die Überlebenden. Hierauf wurden unter feierlichem Glockengeläut die Namen der Gefallenen verlesen und jedem derselben ein Kranz niedergelegt. (Die Namen sind: Karl Schütz, Karl Dörr, Hermann Zimmer und Heinrich Felsing) Nachdem noch verschiedene andere Kränze niedergelegt worden waren, schoss man nach altem Kriegerbrauch eine Ehrensalve über das Ehrenmal hin. Im weiteren Verlauf der Feier kam noch in manchem von den Schülern vorgetragenen Gedicht und in den Liedern, mit denen der Männerchor Groß-Eichen, die gemischten Chöre von Groß-Eichen und von Wohnfeld und der Schülerchor Lardenbach die Feier bereicherten, das ehrende und dankbare Andenken an die Gefallenen zum Ausdruck. Gegen Schluss der Feier empfahl Herr Bürgermeister Hof(f)mann noch mit kurzen, warmen Worten die Weihestätte dem Schutz der Gemeinde und gab der Hoffnung Ausdruck, dass unser Land aus dem Dunkel der Jetztzeit den Weg zur Höhe wieder finden werde. Das Ganze klang dann würdig aus in das Lied "Auferstehe, ja auferstehe", das von Kindern und Posaunenchor vorgetragen wurde. Gegen halb vier Uhr endigte die Feier und, während der Posaunenchor noch manch schönen Choral blies, verließ man den Friedhof. Der Gedenkstein ist das Werk von Herrn Bildhauer Siegler (Friedberg), der, wie bei so manchem Denkmal in unserer Gegend, auch hier wieder seine künstlerische Geschicklichkeit bewiesen hat. Lobende Anerkennung gebührt auch Herrn Burgk aus Groß-Eichen, der die schönen gärtnerischen Anlagen geschaffen hat.“ Von anderer Seite wird zu der Feier geschrieben: Herr Pfarrer Staubach verstand es in gewaltiger Ansprache die ganze Feier zu einer Protestkundgebung gegen die Vergesslichkeit zu formen. Besonders feierlich gestaltete sich die Denkmalsenthüllung. Der Stein trägt die Namen von drei gefallenen und einem vermissten Krieger. Darunter steht der Spruch: „Die Seele Gott, das Blut dem König“. Bei strahlender Herbstsonne fand am 25. September die Einweihung des Gefallenendenkmals in Lardenbach statt. Um 2 Uhr bewegte sich im Trauerzuge die ganze Gemeinde von der Kirche nach dem Friedhofe. Voraus schritt der hiesige Posaunenchor, und es erklang das Lied "Ich hat einen Kameraden". Die Feier am Denkmal selbst wird den Teilnehmern unvergesslich bleiben. Herr Pfarrer Weinberger, der selbst einen gefallenen Sohn betrauert, hielt die ergreifende Weiherede. Für die Krieger sprach Herr Lehrer Becker. Das Denkmal ist einfach und schön. Dem Schöpfer, Herrn Bildhauer Hugo Siegler aus Friedberg, muß volle Anerkennung ausgesprochen werden. Die schönen Anlagen sind von Herrn Bürcky in Grünberg geschaffen. (Grünberger Anzeiger) |
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19. Oktober 1921 | GallusmarktWundervolles sonniges Herbstwetter begünstigte den Besuch, der den gehegten Erwartungen entsprach. Schon der Zustrom zum Viehmarkt, der diesmal nicht wie 1919 wegen Viehseuchen auszufallen brauchte, war außerordentlich stark. Aufgetrieben waren 8 Rinder und 967 Schweine, mehr als doppelt soviel wie 1919. Die Preise entsprachen den damaligen. 5-6 Wochen alte Ferkel kosteten 80 Mark, ältere 100, 130 und 150 Mark. Für Laufer wurden bis zu 1200 Mark bezahlt. Der Handel ging zunächst schleppend. Um 10 Uhr schien es, als ob Überstand verbleiben solle. Zum Schlusse gestaltete sich der Umsatz infolge der annehmbaren Preise jedoch lebhafter. Gegen 11 Uhr war der Markt geräumt. Der Krämermarkt übertraf mit 158 Ständen den vorjährigen um 9. Diese Geschäfte, wie die Topf- und Emaillewaren, waren zum ersten Male nach dem Kriege wieder in größerem Umfange erschienen. Die Friedensstarke, bei der die Käsewiese nicht ausreichte und die Reihen der Zelte sich bis in die anliegenden Straßen drängten, wird aber so leicht nicht mehr erreicht werden, da heutzutage die Geschäftshäuser der Stadt immer besser allen Bedürfnissen der Käufer gerecht werden können. Den Verkaufsständen gesellten sich etwa 30-40 Schaubuden und Verlosungsstände zu. Da die meisten Unternehmer erst kutz vor Beginn des Marktes eintrafen, hatte der Marktmeister einen schweren Stand. Die angemeldeten Schaubuden hatten sich aufgebaut: Ein Karusell, eine Schiffschaukel, eine Schießhalle, eine Schlagmaschine und ein Zirkus, als dessen "Haupt-Attraktion" eine Ringkämpfertruppe auftrat. Ein "Wahrsager" und ein Handschriftendeuter taten das ihre. In den Straßen warteten die üblichen Orgelspieler auf ihr Scherflein. Auch die "Harfenmädchen", bestehend aus einer dreiköpfigen Familie, hatten sich eingefunden und trugen bereits am "Polterabend" zur Erhöhung der Gallusmarktstimmung gebührlich bei. Die Masse der auswärtigen Gäste erschien mit den drei 11 Uhr-Zügen von der Rabenau und aus den Richtungen Gießen und Fulda. Ein Hilfsausgang half wieder den Ansturm überwältigen. Tausende drängten von den Bahnsteigen und ergossen sich in zwei gewaltigen Strömen durch die Bahnhofsstraße in die Stadt und rechtsab auf den Markt. Mittags, als noch der Zuzug aus den benachbarten Orten eingetroffen war, herrschte der Eindruck, dass die Besucherzahl des Vorjahres übertroffen war. Das Geschäft der Kauf- und Wirtshäuser war dem entsprechend zufriedenstellend. Man schätzt den Umsatz auf weit über eine Million. Das wimmelnde Leben dauerte bis in die späten Abendstunden. (Grünberger Anzeiger) |
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08. Oktober 1921 | ZeitungsanzeigeWas mag da nur vorgefallen sein? Im Grünberger Anzeiger vom 8. Oktober 1921 ist diese Anzeige abgedruckt worden. Eduard Zimmer hatte vier Söhne: Karl, Emil, Wilhelm und Helmut. Im Jahr 1921 war Karl Zimmer achtzehn Jahre alt. Er dürfte hier gemeint sein. Seine Brüder waren da noch jünger oder noch nicht geboren. Karl Rahn aus Klein-Eichen wurde 1880 geboren und war somit bei dem Vorfall 41 Jahre alt. Im Jahr 1921 war er Witwer. Er sollte erst im Jahr darauf in zweiter Ehe Katharina Lenz aus Worms heiraten. Leider ist die Ursache der "Aussage" nicht überliefert. Und ob gar ein Gericht Karl Rahn dazu gebracht hat diese Anzeige aufzugeben ist ebenfalls nicht bekannt. |
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27. September 1921 | Das Oberhessische Museum an die LandwirteAchtung beim Bestellen der Felder, beim Öffnen von Entwässerungsgräben und sonstigen Erdarbeiten! Jetzt kommt die Zeit der Feldbestellung und sonstiger Erdarbeiten, wieder, der aufmerksam dem Pfluge oder der Egge folgt, und genau acht gibt auf das, was seine Hacke oder sein Spaten aus dem Boden fördert, da und dort manchen interessanten Fund machen könnte. Freilich sind es meist nur ärmliche Scherben, unglasiert und gar nicht hart gebrannt, höchstens einmal auch Steinbeile oder "Donnerkeile", die sich da auflesen lassen; wer genau beobachtet, sich wohl auch mal etwas grünes, zersetztes Metall, etwas aus Bronze. Das alles, außer den Steinbeilen, darf man ja nicht putzen, noch weniger darf man mit dem Messer daran herunkratzen, sonst geht es ganz entzwei und wird überhaupt wertlos. Den Geldwert haben natürlich an sich schon derartige Sachen gar wenig; wer will sich so Dinge auf die Kommode legen? Aber sorgfältig aufheben sollte man einen solchen Fund doch, weil es sich dabei nicht selten um die einzigen Erinnerungen aus uralten Zeiten handelt, die man haben kann; so Sachen sind oft einpaartausend Jahre alt; als sie benutzt wurden, konnte noch kein Mensch bei uns Geschichten aufschreiben, weil eben noch gar keine Schrift erfunden war. Und deshalb sind die Gelehrten, die aus der ältesten Vergangenheit etwas erforschen wollen, ganz auf solche Bodenfunde angewiesen. Wer damals die Aufsätze gelesen hat, weiß, was man aus so unscheinbaren, äußerlich ganz wertlosen Sachen alles lernen kann. Und so bedarf es wohl nur dieser Bitte, um zu erreichen, dass jedermann bei seinen Arbeiten draußen etwas achtgibt, ob er nichts findet. Und wenn er glaubt, er habe etwas gefunden, dann teile er es dem "Grünberger Anzeiger" mit, der es dem Oberhessischen Museum weiter meldet. Wer selbst nicht schreiben mag, sage es dem Herrn Lehrer oder Pfarrer, der ist wohl so gut und macht die Sache bekannt. (Grünberger Anzeiger) |
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20. September 1921 | GemeindearchiveUnter der Leitung des hessischen Staatsarchivs, Dir. Dr. Dietrich, hat seit zwei Jahren auch im Kreis Schotten eine lebhafte Denkmalüflege in Hinsicht auf die Erhaltung der Gemeindearchive eingesetzt. Man sieht mehr und mehr ein, wie wertvoll alte Urkunden, Flurbücher usw. sind. Die Bestände der Gemeinde-Archive von Altenhain, Burkhards, Feldkrücken, Gedern, Groß-Eichen, Höckersdorf, Kaulstos, Kölzenhain, Lardenbach, Mittel-Seemen, Nieder-Seemen, Ober-Seemen, Ober-Seibertenrod, Rebgeshain, Rüdingshain, Schotten, Sellnrod mit Schmitten, Ulfa, Ulrichstein, Unter-Seibertenrod und Wohnfeld sind bereits fertiggestellt. Die reichen Archivbestände der Stadt Schotten, die seither im Rathaus (jetzt Schulhause) untergebracht sind, hat Lehramtsassessor Hofferberth genau geordnet und verzeichnet. (Grünberger Anzeiger) |
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17. September 1921 | Anlage von KlärteicheDas Kreisamt Schotten gibt (am 17. September 1921) bekannt: Die Gewerkschaft Luse und Ilsdorf zu Weickartshain beabsichtigt in Groß-Eichen, Solms-Ilsdorf und Lardenbach Klärteiche anzulegen, die die in der Aufbereitung auf Grube Luse, Gemarkung Groß-Eichen, abgehenden Schlammwässer zur Klärung aufnehmen sollen. Der Überschuß an Wasser soll dem Bachbett in vollständig klarem Zustand zugeführt werden. Es ist beabsichtigt, falls keine Einwendungen erfolgen, die Genehmigung zur Ableitung des geklärten Wassers in den Bach auf Widerruf mit der Maßgabe zu erteilen, dass die Genehmigung zurückgezogen wird, sobald ungeklärtes Wasser abgeleitet wird. Ferner soll der Gewerkschaft die Bedingung aufgelegt werden, dass sie für etwa durch Dammbruch, Abteilung von Schmutzwasser und dergl. der Gemeinde Groß-Eichen oder Dritten erwachsenden Schaden aufzukommen hat. (Grünberger Anzeiger) |
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15. September 1921 | Anzeige"Auf nach Lardenbach! - Sonntag den 18. d. Mts. - Kirchweihfest bei Gastwirt Diehl. - Es ladet freundlich ein: Die Jugend und der Wirt. (Grünberger Anzeiger) |
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7. September 1921 | Aus dem OhmtalDa den einzeln gelegenen Mühlen der Anschluß an eine elektrische Hauptleitung viel zu teuer käme, helfen sie sich vielfach durch Errichtung einer eigenen Lichtanlage, die durch Wasserkraft und einen Dynamo gespeist wird. So die zu Ruppertenrod gehörende Nicklausmuhle. Die Fortführung der Hauptleitung von Ruppertenrod über Wettsaasen nach Nieder-Ohmen ist auf Schwierigkeiten gestoßen. Die Gemeinde Kirschgarten verweigert das Aufstellen der Masten in ihrer Gemarkung, weil sie eine eigene Lichtanlage besitzt. Hier soll nun das Enteignungsverfahren angewandt werden. (Grünberger Anzeiger) |
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3. August 1921 | Vom vorderen VogelsbergWaren schon im vorigen Jahr Pilze eine Seltenheit, so sind sie heute in einer Zeit, da die Sonne Tristen und Bergwiesen zu Wüsten verbrennt, gänzlich verschwunden. Auch in den trockensten Jahren blieb der Waldnoden immer feucht. In diesem Sommer aber ist auch der ausgetrocknet. (Grünberger Anzeiger) |
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21. Juli 1921 | Jugendfest der SchulenAm vergangenen Sonntag (26. Juli 1921) fand in Lardenbach das gemeinsame Jugendgest der Schulen Groß-Eichen, Lardenbach/Klein-Eichen und Sellnrod statt. Einen besonderen Schwung erhielt das Fest durch einen von Herrn Lehrer i. R. Schneider gestifteten Wanderpreis, der in jedem Jahre einmal von den genannten Schulen in einer Stafette über 400 Meter umstritten werden soll. Es handelt sich um eine seidene Fahne, die auf der einen Seite in blauem Felde das Wort "Wanderpreis" in Goldschrift zeigt, auf der anderen Seide in weißem Felde einen grünen Eichenkranz. Der Eichenkranz ist von dem Schüler Ernst Felsing (Klein-Eichen) entworfen, die gesamte Stickerei von Frau Lehrer Bopf in Groß-Eichen ausgeführt. Erstaunliche Ergebnisse wurden in den Wettkämpfen erzielt. Den Wanderpreis errang Groß-Eichen knapp vor Lardenbach in 67,5 Sekunden (Vorkampf 72,5). Im 100 Meter-Lauf siegte Lardenbach in 16,5 Sekunden (Wilhelm Zimmer). Weitere Ergebnisse: Hochsprung der Oberklassen 1,30 Meter frei (Keller, Groß-Eichen); 100 Meter-Lauf der Unterklassen 19,5 Sekunden (Kröller, Sellnrod); Hochsprung der Unterklassen 1,10 Meter (Kröller, Groß-Eichen). Das Fest wird gewiß den Kindern unvergeßlich bleiben. Erwähnt soll noch werden die Eintracht unter den Kindern, die trotz der aufregenden Kämpfe durch kein böses Wort gestört wurde. (Grünberger Anzeiger) |
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16. Mai 1921 | TanzvergnügenAm 2. Pfingstfeiertage veranstaltet der "Spiel- und Sportklub Lardenbach" bei Gastwirt Johannes Diehl ein Tanzvergnügen. Es ladet freundlichst ein Der Vorstand. (Grünberger Anzeiger) |
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14. Mai 1921 | AnzeigeIn der Grünberger Heimat Zeitung erscheint die Stellenanzeige, dass tüchtige und selbstständige Monteure für Licht- und Kraftanlagen, sowie zwei Lehrlinge gesucht werden. Aufgegeben hat die Anzeige G. Ries, elektrische Licht- und Kraftanlage, Lardenbach (Grünberger Heimat Zeitung) |
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10. Mai 1921 | DrahtseilbahnAuf der Drahtseilbahnstrecke Lardenbach - Ilsdorf der Gewerkschaft Luse fing sich am 10. Mai 1921 am Vormittag an einem Bock im Klein-Eichener Feld aus unbekannter Ursache einer der Beförderungskästen und veranlasste dadurch eine größere Stauung, die schließlich zum Zusammenbruch des Bocks führte. An der Unfallstelle fand man zwanzig Kästen am Boden liegend. Die Neuaufstellung des zerstörten Bockes erfordert eine zweitägige Arbeitsruhe.. An der Wadenhäuser Mühle, zwischen Groß-Eichen und Ilsdorf, stand bis 1925 die imposante Anlage der Erzwäsche Luse. Diese Erzaufbereitungsanlage war so leistungsfähig, dass auch von der großen Grube Maximus bei Lardenbach und den Gruben südlich von Ilsdorf Roherz per Seilbahn geliefert wurde (Erzweg). (Grünberger Anzeiger) |
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08. Mai 1921 | Ausflug des GesangvereinsEine für die Teilnehmer unvergeßliche Sängerfahrt nach Amöneburg unternahm der Gesangverein Lardenbach (Klein-Eichen wurde erst später dem Namen zugefügt) am vergangenen Sonntag (8. Mai 1921). Der Marsch von Nieder-Gemünden nach Amöneburg wurde in froher Wanderfahrt in vier Stunden bewältigt. Einige Damen machten allerdings mit ihren eleganten Schuhen zum Gaudium der anderen schlimme Erfahrungen und kamen auf Mutters Socken an. Aber bei gutem Kaffee und Schnäckelcheshäusern war bald aller Schmerz vergessen. Das Wetter war prächtig und die Fernsicht hervorragend. Sogar unser Gemeindewald, der Hessenhain, war zu sehen. (Grünberger Anzeiger) |
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04. Mai 1921 | LichtanlageDie elektrische Lichtanlage von Ober-Ohmen ist schon seit geraumer Zeit fertiggestellt, aber es fehlt bisher an der Kraftquelle, weil der Wasserstand durch die lange Trockenheit ein so niedriger ist, wie seit langen Jahren nicht. Jetzt ist ein Motor eingestellt worden, und das elektriche Licht brennt seit vorgestern. Man geht aber heute von dem direkten Betrieb durch den Motor zur Ladung der Kraftkammer über. (Grünberger Anzeiger) |
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21. April 1921 | FußballvereinWie vielerorts hat sich auch hier, in Lardenbach und Klein-Eichen, ein Fußballverein gebildet. Es ist erfreulich, dass der Sport auch auf dem Lande immer mehr Freunde gewinnt. (Grünberger Anzeiger) |
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20. April 1921 | Einbrecher unterwegsIn der Nacht zum 20. April 1921 suchte eine Einbrecherbande die Dörfer Lardenbach und Klein-Eichen heim und stahl Nahrungsmittel im Werte von 1600 Mark. In große Aufregung gerieten dadurch die firiedlichen Dörfer.Eingebrochen wurde bei Landwirt Groß und Wurst, Fleisch und Mehl gestohlen. In Klein-Eichen wurde in drei Häusern eingebrochen. Durch auffälliges Benehmen machte sich dann gestern morgen in Mücke ein junger Radfahrer verdächtig, der mit einem Rucksack in Richtung Grünberg weiterfuhr. Die hiesige Polizei stellte ihn, am Fernsprecher benachrichtigt, an der Alsfelder Brücke. Er sprang jedoch vom Rad und entfloh, Rad und Rucksack zurücklassend, trotzdem ihm zwei Schreckschüsse nachgejagd wurden, den steilen Abhang nach Eschersbach hinab und von dort über den Lahnheimer Weg in den Wald. Der Rucksack enthielt drei Speckseiten. In voriger Woche stahlen zwei Diebe vor Groß-Eichen Wäsche, die zum Trocknen vor dem Dorfe lag. Sie wurden von Bauern verfolgt und am Bahnhof Weickartshain gestellt. Dort nahm man ihnen die noch nasse Wäsche ab und benachrichtigte die Grünberger Gendarmerie, die die beiden (Offenbacher) Spitzbuben dann in Empfang nahm. Sie sitzen jetzt hier (in Grünberg) in Untersuchungshaft. (Grünberger Anzeiger) |
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18. April 1921 | Aus dem VogelsbergeEine alte Einrichtung unserer Gegend, die man in den tiefer gelegenen Kreisen unserer Provinz schon lange nicht mehr kennt, scheint auch durch den Geist der neuen Zeit, welcher gleiches Recht für alle fordert, ins Wanken geraten zu sein. Es ist das Erstgeburtsrecht, nach welchem bei der Vermögensverteilung der älteste Sohn Haus, Hof, Vieh, Ackergeräte und Land des Vaters bekommt, die jüngeren Kinder dagegen mit einer Geldsumme abgefertigt werden. Es ist nicht zu verwundern, dass die Durchbrechung eines so alten Rechts, besser Unrecht, auf Widerstand stößt, und so hört man, dass in manchen Orten unseres Vogelsberges Kinder, die zugunsten ihres älteren Bruders von den eigenen Eltern übervorteilt werden sollten, nur mit Hilfe des Gerichts ihr Anteil auf Haus, Vieh und Gut erlangen konnten. Rechtdenkende Eltern werden es gewiß nicht soweit kommen lassen, denn sie werden es nicht übers Herz bringen, einem Kinde den Löwenanteil zukommen zu lassen, während sie ihre übrigen Kinder mit dem jetzt fast wertlosen Papiergeld abspeisen. (Grünberger Anzeiger) |
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15. April 1921 | SchneeVom hohen Vogelsberg bis herunter auf die Mücke liegt Schnee. Unaufhaltsam fallen die Flocken vom graubedeckten Himmel und - die Landwirte setzen Kartoffeln. In Wohnfeld, Sellnrod, Groß-Eichen und Ilsdorf konnte man während des heftigen Schneegestöbers diese Arbeit verrichten sehen; eine ganz eigentümliche Erscheinung. (Grünberger Anzeiger) |
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08. April 1921 | Einklassige SchuleIn Lardenbach steht die größte einklassige Schule, für Lardenbach und Klein-Eichen, des Kreises Schotten. Schon im Jahre 1914 sollte ein Neubau mit zwei Sälen und zwei Lehrerwohnungen errichtet werden. Der Voranschlag stellte sich auf 40 000 Mark. Der Krieg hat den Plan über den Haufen geworfen. Jetzt hat der Schulvorstand die Schulbehörde um Errichtung der 2. Klasse gebeten. Beide Klassen sollen in einem Saale unterrichtet werden. (Grünberger Anzeiger) |
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06. April 1921 | FlachsanbauGegenwärtig findet die Flachslieferung von unseren Landwirten statt. Die Bestände werden in den Dörfern zusammengefahren und zur Bahn befördert. Die Flachslieferanten kommen dieses Jahr auf ihre Rechnung, da der Preis um das Doppelte gegen das Vorjahr gestiegen ist, nämlich von 35 auf 70 Mark für den Zentner. Es ist dies ein guter Ansporn zur Hebung des Flachsanbaues, bei dem doch auch nebenbei das Leinöl gewonnen wird. (Grünberger Anzeiger) |
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01. April 1921 | ElektrizitätsversorgungHeute (1. April 1921) fand im Pfannstiel'schen Saale zu Ulrichstein eine Versammlung von Vertretern und Interessenten von 12 Orten unter Vorsitz von Geh. Regierungsrat Boeckmann statt, die den Ausbau der Überlandanlage betraf, stark besucht war und an der auch Provinzialdirektor Dr. Usinger und Direktor v. Stadler-Friedberg teilnahmen. Das Ergebnis der Versammlung ist: die Orte Ulrichstein, Ober- und Unter-Seibertenrod, Köddingen, Rebgeshain, Kölzenhain, Feldkrücken, Bobenhausen 2, Wohnfeld, Altenhain, Freienseen, Lardenbach, Klein-Eichen, Solms Ilsdorf, Gonterskirchen werden im Anschluß an Laubach noch im Jahre 1921 angeschlossen, sodaß etwa Anfang November des Jahres Strom da ist. Zunächst kommen neue vom Ministerium genehmigte Vertragsentwürfe an die Bürgermeisereien, die rasch vom Gemeinderat zu genehmigen sind. Dann werden ihnen Vordrucke zur Anschlußerklärung der Hausbesitzer geschickt. Die Anschlußkosten der einzelnen Gemeinden wurden mitgeteilt und sind hoch: sie sind berechnet nach der Länge der Leitung vom Nachbarort, werden aber zur Vermeidung sich ergebender Härten schließlich auf die Gemeinden nach Maßgabe ihrer Bevölkerungszahl ausgeschlagen. Ein Kilometer Fernleitung kostet 50 000 Mark. Nebenleitung 30 000 Mark. Die Provinz muß größten Wert legen auf kurze, gerade Leitungen, wegen der Sturm- und Raureifgefahr im Gebirge. Die Gemeinde hat die Aufgabe, die kostenfreie Bereitstellung der Standorte für die Masten schnell zu bestätigen. Die Fern-Ortsleitungen, Hausanschlüsse, Transformatorenstationen, Zähler werden von der Provinz gebaut und bleiben in deren Eigentum und Unterhaltung; ausgenommen bei zwei Gemeinden, die ihr Ortsnetz selbst bauen wollen. Die Kosten tragen zu dreiviertel die Gemeinden. Zu den Zins- und Tilgungsbeträgen für Schulden, die die Gemeinden zur Kostenaufbringung machen müssen, gibt die Provinz 2,5 %, also etwa die Hälfte, Beihilfe. Dachständer bieten dem Hause Blitzschutz. Die Hausinstallationen sind Sache der Privaten; sie dürfen nur an Installateure vergeben werden, die eine Zulassungsbescheinigung der Provinz haben. Nach den allgemeinen Stromlieferungsbedingungen sind Gehöfte, Mühlen usw., die mehr als 100 Meter vom geschlossenen Ortsbereich entfernt liegen, nicht anschlußberechtigt. Den Gesuchen soll möglichst entsprochen werden, wenn Gesuchsteller eventl. mit Beihilfe der Gemeinde die gesamten Anschlußkosten übernimmt. Es empfiehlt sich, solche Gesuche alsbald bei der Direktion der Überlandanlage in Friedberg zu stellen. Die Strompreise sind von heute ab wiederum erhöht worden auf 3,20 Mark für die Kilowattstunde für Licht. Diejenigen für Kraftzwecke sind gestaffelt von 1,45 - 1,60 Mark für eine Kilowattstunde; für Heiz- und Kochzwecke 0,90 Mark; für Betriebe, die nur am Tage, wenn kein Licht gebrannt wird, Strom brauchen, wird der Preis ermäßigt. Die Straßenbeleuchtung der Gemeinden wird nach Sondertarif mit 70 Pfg. berechnet. Eine halbnächtige Straßenlampe (bis halb zwölf Uhr) kostet im Jahre 53 Mark. (Grünberger Anzeiger) |
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09. März 1921 | Elektrisches LichtAm 9. März 1921 wurde veröffentlicht, dass in nächster Zeit die Orte Freienseen, Lardenbach, Klein-Eichen, Stockhausen, sowie die beiden Ilsdorf und Ruppertenrod durch Anschluß an die Überlandzentrale mit elektrischem Licht versehen werden. Sellnrod hat den Anschluß abgelehnt, da der Gemeinderat glaubt, dass die Gemeinde nicht in der Lage ist, die hohen Kosten zu tragen. Die Gemeinde Groß-Eichen dagegen schafft sich eine eigene Licht-Anlage unter Benutzung der Wasserkraft der Wadenhäuser Mühle. Die Eisensteinwäsche der Grube Luse bei genannter Mühle wird jedoch an die Überlandzentrale angeschlossen, ebenso wird vom Transformatorenhaus der Gemeinde Lardenbach die Grube bei Lardenbach mit elektrischem Strom der Überlandzentrale versehen. In Nieder-Ohmen ist die elektrische Licht- und Kraftanlage in Tätigkeit gesetzt und von jedermann begrüßt worden. Bei den Hausanlagen wurden große Ersparnisse gemacht durch Verwertung der alten Petroleum-Hänge- und Zuglampen, die in elektrische umgewandelt wurden. (Grünberger Anzeiger) |
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08. März 1921 | WasserleitungsbauAus dem Vogelsberg wird berichtet, dass von den 54 Gemeinden des Kreises Schotten nur noch 3 ohne Wasserleitung sind: Ober-Seibertenrod, Unter-Seibertenrod und Wingertshausen. Die drei genannten Dörfer begannen kurz vor dem Kriege den Bau von Wasserleitungen; die Quellfassungen sind bereits fertig. An eine Fertigstellung der begonnenen Arbeiten ist kaum zu denken, da jedes Dorf fast eine Million Mark für Baukosten aufzubringen hätte, was für die kleinen Orte eine Unmöglichkeit ist. (Grünberger Anzeiger) |
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25. Februar 1921 | Landbewerber-VersammlungAuf Veranlassung mehrerer Beteiligten aus Ruppertsburg war auf Sonntag den 20. Februar eine Versammlung der Landbewerber im Kreise Schotten in die Turnhalle einberufen worden, welche von ungefähr 300 Personen besucht war. In der Versammlung sprach der Vorsitzende des Kreisvereins aller Landbewerber des Kreises Büdingen, Herr Amtsgerichtsobersekretär Otto Walther in Büdingen, über das Landgesetz und die Siedlungsfrage. Herr Beigeordneter Graf in Gonterskirchen wurde mit der Bildung des Kreisvereins beauftragt; eine große Mehrheit Ortsgruppen des Kreises Schotten traten sofort bei und ernannten ihre Vertrauensmänner. (Im Zuge von Bodenreformen, gerade im lanwirtschaftlichen Bereich, müssen Behörden, Landgeber und Landbewerber zusammen arbeiten um Verkäufe und Verpachtungen zu organisieren.) (Grünberger Anzeiger) |
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25. Februar 1921 | Polizeidiener Keller gestorbenAm letzten Freitag (25. Februar 1921) brachten wir die sterbliche Hülle unseres alten Polizeidieners Keller auf dem Lardenbacher Friedhof zu Grabe. Er stand im 79 Lebensjahre und hat 40 Jahre sein Amt in Treue versehen. Als Feldzugsteilnehmer von 1866 und 1870-71 gab ihm der Kriegerverein Lardenbach das Ehrengeleite. Über 40 Jahre war der Verstorbene Austräger des "Grünberger Anzeigers". (Grünberger Anzeiger) |
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22. Februar 1921 | ElektrizitätsversorgungDer Provinzialtag der Provinz Oberhessen hat in seiner außerordentlichen Tagung vom 19. Januar dieses Jahres dem ihn vom Provinzialausschuss unterbreiteten Projekt über den Ausbau der elektrischen Überlandanlage einmütig zugestimmt und die hierfür erforderlichen Mittel bewilligt. Damit rückt die Erfülling eines dringenden Wunsches großer Gebietsteile der Provinz näher, bald elektrisches Licht und Kraft zu erhalten. Das Projekt sieht den Anschluß alller derjenigen Gemeinden vor, die sich bis jetzt zum Anschluß unter den von der Provinz ausgearbeiteten Bedingungen bereit erklärt haben. Es handelt sich dabei nicht nur um die Gemeinden in den noch ganz unversorgten Kreisen Alsfeld und Lauterbach, sondern auch um den Rest des Ausbaues in den Kreisen Büdingen, Schotten und Gießen. Im Kreise Friedberg ist nur noch eine Gemeinde im Rückstand, die jetzt auch berücksichtigt werden soll. Die für den Ausbau vorgesehene Fernleitungen werden eine Länge von 495 Kilometern erreichen. Die Gesamtlänge der neu zu bauenden Leitungen wird also die Länge der in Betrieb befindlichen noch um fast 50 Kilometer übersteigen. Die Kosten, die für den Ausbau entstehen werden und das damit verbundene Risiko sind allerdings so erheblich, dass die Gemeinden daran beteiligt werden müssten. Es ist hierfür bereits ein Maßstab gefunden worden, mit dem sich die Gemeinden einverstanden erklären konnten. Die Gesamtkosten des Ausbaues werden sich auf 64 Millionen Mark belaufen, von denen die Provinz 25,5 Millionen übernimmt, während die Gemeinden den Rest aufzubringen haben. Nicht einberechnet sind hierbei diejenigen Kosten, die durch den Ausbau von Wasserkräften entstehen werden, und die von der Provinz allein zu tragen sind. Die Bauarbeiten werden alsbald in Angriff genommen und dadurch beschleunigt werden, dass der Bau gleichzeitig an mehreren Stellen einsetzt. In erster Linie und zwar sofort werden die als Hauptleitungen vorgesehenen Leitungen in Angriff genommen werden. Es sind dies diejenigen, die von Ober-Seemen über Volkhartshain - Hartmannshain - Grebenhain - Herbstein - Rixfeld - Lauterbach - Unter-Sorg - Alsfeld nach Lauterbach, sowie von Laubach über Freienseen - Ilsdorf - Ruppertenrod - Groß-Felda gleichfalls nach Unter-Sorg führen und die untereinander durch eine Hauptleitung verbunden werden, die von Freienseen über Ulrichstein - Rebgeshain nach Rixfeld führt. (Grünberger Anzeiger) |
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08. Februar 1921 | Firmen-RegisterIn unser Handelsregister A wurden heute eingetragen unter: Nr. 64. Die Firma Wilhelm Rienow, Lardenbach, Hessisches Amtsgericht Laubach (Grünberger Anzeiger) |
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06. Februar 1921 | Die heiteren DorfbilderAm Sonntag, 6. Februar 1921, werden im Diehlschen Saale die gesamte "Heiteren Dorfbilder aus dem oberhessischen Volksleben" von W. Vonalt aus Worms aufgeführt. Es ist erfreulich, dass der Gesangverein es sich zur Aufgabe gemacht hat, diese echte Volkspoesie auf die Bühne zu bringen. Bühnenausstattung und Rollenbesetzung versprechen einen vollen Erfolg. (Grünberger Anzeiger) |
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02. Februar 1921 | Preisabschlag bei OelEndlich mal ein Preisabschlag auch in unseren Gebirgsdörfern (im Vogelsberg), der sich sehen lassen darf. Das Oel ist von 30 Mark das Liter auf 16 Mark gefallen, ja man bietet das Liter bereits mit 15,50 Mark an. Wer weiß, welche Rolle das Rüböl im Haushalt spielt, der kann auch erwägen, dass der starke Abschlag des Rüböls nicht bedeutungslos ist. Wie gering doe Oelvorräte in den einzelnen Haushaltungen waren, zeigt der starke Einkauf des Oeles beim Bekanntwerden des Preissturzes. Manche Schlagmüller hatten in aller Kürze ihre Vorräte verkauft. (Grünberger Anzeiger) |
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05. Januar 1921 | Aus dem VogelsbergDie Wassernot in den kleinen Bachläufen und Mühlgräben ist nun behoben. Die Niederschläge, die über die Feiertage erfolgten, haben die Flußbettchen wieder gefüllt. Nun donnern die Wasser wieder über die kleinen Mühlräder, nachdem sie wie in Sellnrod über ein halbes Jahr gerastet und Mahl- und Schlagmühlen in Notstand gebracht. Trotz der reichen Niederschläge ist aber die Durchfeuchtung des Erdreichs noch nicht vollständig. In den Wassergräben, die in den Feldwiesen gestochen werden, rinnt noch kein Wasser. Nach der halbjährigen Trockenheit saugt die Erde das Wasser wie ein Schwamm auf. (Grünberger Anzeiger) |
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