27. Dezember 1922

Wetter und Wirtschaftslage

Nun hat es doch weiße Weihnachten gegeben, so wenig man das auch nach der Wetterlage erwarten konnte. Die Schneedecke, die gestern ein Schneesturm brachte, war dicht geschlossen. Doch setzte wieder Tauwetter ein, das aber den Schnee nicht gänzlich wegbrachte. An den Weihnachtsfeiertagen fehlte der sonst übliche starke Besuch im Vogelsberg. Dazu paßte so recht die überall auftretende gedrückte Stimmung, wie sie unserer Wirtschaftslage entspricht.

Auch zeigte sich die gewaltige Teuerung in den leeren Gastwirtschaften. Die Getränke sind so teuer geworden, daß selten jemand ihrer begehrt, und der Rauch von Zigarren, Zigaretten und Tabak wird dünner und dünner. Die Weihnachtsgans kostet dieses Jahr je Pfund 620 Mark, also zahlte man für eine Gans von 10 Pfund einen Betrag von 6200 Mark.

(Grünberger Anzeiger)

 
29. Nov. 1922

Meldungen 1922

Für die Gemeinden, in denen keine Wahlvorschläge zur Gemeinderatswahl eingereicht wurden, ist nach einer Entscheidung des Ministeriums des Inneren ein neuer, besonderer Wahltermin für die Wahl zum Gemeinderat anzuberaumen. Diese Wahl soll möglichst noch im Dezember stattfinden. Hinsichtlich der Kreistags- und der Provinzialtagswahlen bleibt es auch für diese Gemeinden bei der bisherigen Anordnung, d. h. die beiden Wahlen werden am 19. November (1922) vorgenommen. In Gemeinden, wo ein Wahlvorschlag mit weniger Namen vorliegt als Sitze im Gemeinderat vorhanden sind, gilt dieser Vorschlag ohne Wahlhandlung einfach als gewählt.

Eine alte Kalenderregel verlangt im November die gründliche Bewässerung der Wiesen. Das blieb im vorjährigen Herbste gänzlich aus, und der Ertrag der Heuernte war kärglich. In dem zu Ende gehenden diesjährigen November (1922) ist sie aber sehr gründlich gewesen. Sah man im vorigen Herbste metertief trocken in die frischgeschaufelten Gräber, so sah man in diesem Jahre in solchen das Wasser hoch stehen. Das gibt eine deutliche Anschauung vom durchgeweichten Erdboden. Wegen dieser Bodenfeuchtigkeit konnte die Weizensaat noch nicht beendigt, das Kartoffelausmachen noch nicht überall bewältigt werden.

In neuester Zeit nimmt der direkte Austausch von Frucht gegen andere Erzeugnisse stetig zu. Das ist insbesondere der Fall beim Eintausch von Rüböl gegen Getreide (Korn). Da der Winterraps im vorigen Jahre vollständig mißraten war, fehlt auf dem Lande das Rüböl fast völlig. Gegen 10 Pfund Korn erhält man 1 Liter Rüböl. Wer Sommerraps gesät hatte, der sehr gut geraten war, hat vollkommenen Ersatz.

Ein Schneesturm tobte gestern (29. November 1922) in unserem Gebirge, wie er glücklicher Weise zu den Ausnahmen gehört. Der Schnee lag fußhoch und noch höher in den Schneewehen. Dabei wehte eine eisige Luft, daß die Fensterblumen wuchsen. Doch nur von kurzer Dauer war dieser Einfall des Winters; denn starkes Tauwetter ließ den Schnee rasch zusammenschmelzen. Da vorgestern Nacht das Thermometer 4 Grad R unter Null sank, so hat die Schneedecke den Winterraps trefflich geschützt.

Die Talorte an der Ohmstraße wurden in diesem Herbste mit der Telephonleitung nach Ruppertenrod verbunden. Das wurde an letzterem Orte sehr begrüßt, weil nun die Gelegenheit gegeben ist, daß die Reisenden, die in Ruppertenrod auf das Abendauto von Ulrichstein warteten, in Kenntnis gesetzt werden konnten, wenn das Auto schon vorher bestzt war. Da konnten sie zu Fuß noch den Abendzug ab Mücke um 7 Uhr erreichen.

(Grünberger Anzeiger)

Fotos

 
2. November 1922

Meldungen

Bei der fortschreitenden Geldentwertung sieht man mit Bangen den neuen Holzpreisen entgegen. Man spricht von einem Tarifpreis von 1500 Mk. für den Raummeter Buchenholz. Was soll da das Steigerungsholz kosten? Gewaltig sind die Preise, von denen man für das Nutz- und Wertholz spricht, nämlich von 30 000 Mk. für den Festmeter. Bestätigen sich diese Preise, so kann der kleine Schreiner aufhören mit seinem Geschäft und nur bei Stellung des Holzes von den Bestellern noch Arbeit annehmen.

Über unliebsame Störungen im Stromnetz der elektrischen Leitung wird hier viel geklagt. Auf eine Anfrage beim städtischen Elektrizitätswerk in Gießen ist folgender Bescheid zuteil geworden: "Der im Stadtgebiet sowohl, als auch im Überlandnetz zur Verteilung kommende Strom wird teilweise von dem staatlichen Kraftwerk in Wölfersheim bezogen. Der Strombezug aus diesem Werk ist außerordentlich unsicher. Die Spannungen schwanken außerordentlich, und dies gibt die Veranlassung zu dem mangelhaften Licht. Hinzu kommt, daß häufig, an einem Tage fünf- bis sechsmal, der Strom plötzlich unterbrochen wird, was sich natürlich auf das ganze Netz überträgt. Im Monat August dieses Jahres (1922) z. B. sind 83 Unterbrechungen resp. Störungen, im Monat September 36 und in dem Zeitraum vom 1. bis 15. Oktober 16 Unterbrechungen resp. Störungen im Strombezug vom Kraftwerk Wölfersheim eingetreten. Seit Februar diesen Jahres beziehen auch Klein-Eichen und Lardenbach Strom aus Wölfersheim.

(Grünberger Anzeiger)

Fotos

 
28. Oktober 1922

Meldungen

Man muß die voll gefüllten Säcke auf den Kartoffelnäckern, die hochbeladenen Wagen am Abend heimkommen und die bis oben gefüllten Keller sehen, um den Segen der reichen Kartoffelernte zu ermessen (21. Oktober 1922). Was die Getreideernte zu wünschen übrig gelassen, das hat der Kartoffelsegen wieder wettgemacht. Zu der reichen Kartoffelernte gesellt sich ein gutes Erträgnis der Wurzelgewächse überhaupt, insbesondere der Dickwurze. Zwar sind die Runkelrüben nicht besonders dick, aber reichlich. Das ist für die Viehfütterung im Winter von Bedeutung.

Der Frost ist doch eher (am 27. Oktober 1922) im vorderen Vogelsberg gekommen als man ihn erwartet und ist gleich so stark aufgetreten, daß die Quecksilbersäule sich fünf Grad unter Null hinabsenkte. Da fror der Ackerboden so hart, daß die Weizensaat und verspätete Kornsaat eingestellt werden mußte; es haftete keine Egge in dem festgefrorenen Ackerboden. Die Dickwurz und die verspäteten Kartoffeln haben wohl Not gelitten. Die Stoppelfelder sind noch lange nicht gestürzt. Die Vorboten des Winters sind eben zu früh gekommen.

Als im vorigen Jahr die Maulwurfsfelle mit 20 Mark das Stück bezahlt wurden, da staunte jedermann. Jetzt (27. Oktober 1922) aber bezahlt man dafür 120 Mk. Auch die Hasenfelle sind bis auf 100 Mark gestiegen.

Aufruf (am 28. Oktober 1922) an die Bewohner der Städte Grünberg und Laubach und der Ortschaften in den gerichtsbezirken Grünberg und Laubach! Dem Verlag unserer Heimatpresse, des "Grünberger Anzeigers" und "Laubacher Anzeigers", ist es gelungen, unterstützt von einer Leserschaft, seine Blätter bis heute über die Klippen einer gefährlichen Zeit hinüber zu retten. Diese Zeit hat viele deutsche Zeitungen, besonders auf dem Lande, dem Untergang geweiht und die Bewohner es schmerzlich, aber zu spät, empfinden lassen, was sie mit ihrer Heimatzeitung verloren: Einen billigen Führer durch die bedeutsamen Ereignisse der Welt- und Landespolitik ... Tragt bei zum Schutz der Heimatpresse! Benutzt ihren Anzeigenteil! Bleibt Leser auch in schwerer Zeit! Werbt neue Bezieher so viele Ihr könnt!

(Grünberger Anzeiger)

Fotos

 
14. Oktober 1922

Gallusmarkt

Der Grünberger Gallusmarkt findet am 18. und 19. Oktober (1922) dahier statt. Es wird zum recht zahlreichen Besuche eingeladen. Am Dienstag den 17. Oktober vormittags 10 Uhr erfolgt die Vergebung der Plätze an die Grünberger Geschäftsleute und mittags um 1 Uhr die Verlosung der übrigen Stände. Den Anordnungen des Marktmeisters ist strengstens Folge zu leisten. Genehmigung von Glücksspielen wird nicht erteilt, ebenso ist das laute Ausschreien der Waren untersagt. Der Auftrieb zum Viehmarkt beginnt morgens um 8 Uhr und endigt um 9 1/2 Uhr. Der Auftrieb der Schweine hat in Wagen auf der Gießener Straße zu erfolgen und müssen sämtliche Fuhrwerke in einer Reihe rechts fahren. Für jedes aufzutreibende Stück Vieh muß vorschriftsmäßiges Ursprungszeugnis ausgestellt sein. Das Standgeld für das Vieh wird beim Auftrieb erhoben. Bürgermeisterei Grünberg.

(Grünberger Anzeiger)

 
14. Oktober 1922

Späte Ernte

Endlich scheint das Regenwetter aufzuhören und eine andere, bessere Wetterlage einzutreten. Das kommt den verspäteten Grummetmachern und Getreudeerntern (14. Oktober!) noch sehr zu statten. Wie unendlich schlecht manchmal die Frucht heimgebracht worden ist, offenbart sich jetzt beim Maschinendrusch: die Frucht naß und verfault und die Scheuertenne voll Gestank! Ebenso schlecht ist vielfach das Grummet heimgebracht worden.

(Grünberger Anzeiger)

 
12. Oktober 1922

Herbstferien

Das Landesamt für das Bildungswesen hat die Ortsschulvorstände, die Kreisschulämter und die Direktionen der höheren Schulen ermächtigt, die Herbstferien um eine Woche zu verlängern, da es vielfach infolge des schlechten Wetters schwierig ist, die Ernte rechtzeitig einzubringen. Um jedoch eine Schädigung des Unterrichtes zu vermeiden, sollen drei Tage an den Weihnachts- und Osterferien gekürzt werde. Die Schulvorstände müssen jedoch ihre Beschlüsse auf Verlängerung der Ferien alsbald dem Kreisschulamt mitteilen. (12. Oktober 1022.)

(Grünberger Anzeiger)

 
10. Oktober 1922

Anzeige

Eine Anzeige im Grünberger Anzeiger vom 12. Oktober lautet:

(Grünberger Anzeiger)

Fotos

 
29. Sept. 1922

Obsternte

In den Haushaltungen ist man zur Zeit (29. Sept. 1922) damit beschäftigt, zwei dringende Arbeiten zu bewältigen: das Honigkochen und das Obstdörren. Die außergewöhnlich reiche Zwetschenernte bietet dazu eine willkommene Gelegenheit. Der Obsthoniggeruch im Verein mit dem Rauch der alten Obstdörren erfüllt die Luft in den Dorfschaften. Die Reife der Zwetschen mahnt zur Eile. Wie allem Obst mangelt auch den Zwetschen die gewohnte Süße, die der Sonnenschein zeitigt, woran es diesem sonnenarmen Sommer fehlt. Die Zwetschen werden jetzt von Händlern, die sie waggonweise verfrachten, mit 170 Mk. je Zentner bezahlt

(Grünberger Anzeiger)

 
25. Sept. 1922

Kirchweihfest

Anzeige Einladung zum Kirchweihfest in Lardenbach.

(Grünberger Anzeiger)

Fotos

 
22. Sept. 1922

Grummeternte

Endlich hat die gebesserte Wetterlage (am 22. Sept. 1922), die schon wochenlang lagernde und sitzende Grummet so trocken werden lassen, daß mit dem Heimschaffen begonnen werden kann. Ebenso Gerste, Hafer, Sommersamen und Flachs. Das letzte Getreide hat dem Landmann noch recht beschwerliche Arbeit gemacht durch das öftere Wenden. Kaum war eine Seite der Frucht getrocknet, machte sie ein neuer Regenschauer wieder naß.

Viel ausgewachsen ist sie aber nicht. Die Grummeternte konnte noch nicht zu Ende geführt werden In nassen Wiesen, wie bei Stockhausen im Seengrund, lagerte das Grummet im Wasser. Der Wasserstand ist durch die fortwährenden Niederschläge sehr stark gestiegen; das Wasser streift öfters den Rand der Ufer, die Mühlen haben Überwasser.

(Grünberger Anzeiger)

 
14. Sept. 1922

Nässe und Wild

Die ewige Nässe und Kälte schadet ersichtlich dem Wildbestand. Auf einer Feldjagd bei Grünberg fanden die Besitzer vier verendete Hasen und ein Rehkitzchen. Auch die Rebhühner leiden unter dem Wetter; selbst den jingen Haushühnern ist das Wetter hinderlich in ihrer Entwicklung; die zu spät erbrüteten gehen ein. Hoch im Preise stehen die Felle der Kastenhasen, man bezahlt das Fell mit 60 Mark. In Friedenszeiten konnte man dafür 10 Feldhasen mit samt dem Fleische kaufen.

(Grünberger Anzeiger)

 
14. Sept. 1022

Ernte

Auf den Wiesen sitzt das Grummet in Kegeln oder, was schlimmer, es liegt auf der Breite. Auf Getreidefeldern lagert der Hafer, fault und keimt, ja noch Weizen und Gerste lagert im ewigen Regen und Sudelwetter. Dabei fällt der Regen jeden Tag, genau das Gegenteil vom vorigen Jahre. In einem solchen Jahre der Teuerung, fehlt gerade noch ein solches Wetter! Eine so reiche Zwerschenernte, wie sie vor der Türe steht, kommt kaum in einem Jahrzehnt vor, aber ihr droht der größte Schaden: durch die ewige Nässe springen die reifen Früchte auf, und ein großer Teil der Ernte geht verloren. Wenn das barometrische Minimum nicht bald einem Maximum weicht, droht der größte Schaden. Auch den Kartoffeln ist es schon längst zu naß geworden.

Die Obsternte verspricht in diesem Jahre (im September) namentlich in unserer Gegend um Grünberg durchweg recht gute Erträge, und die Zeitung und Ortsschelle ladet auch die Nichtbesitzer von Bäumen zu den Versteigerungen der Gemeinden und Kreise ein. Sie alle haben hier Gelegenheit, ihren Bedarf für den Haushalt und den Haustrunk einzudecken. Hoffentlich werden die Preise durch vernünftiges Verhalten der Steigerer nicht allzu hochgetrieben.

(Grünberger Anzeiger)

Fotos

 
13. August 1922

Spiel- und Sportverein

Die Gründung des vermutlich ersten Fußballvereins wurde im Jahre 1921 vollzogen. Der Verein trug den Namen "Spiel- und Sportverein Lardenbach/Klein-Eichen". Der im August 1922 eingeweihte Sportplatz befand sich im Buchholz in der Gemarkung Klein-Eichen. Das Spielfeld war mit einer Länge von 110 Meter und einer Breite von 70 Meter für damalige Verhältnisse sehr groß und verlangte eine gute Kondition. Der Platz lag in einem Waldwinkel und war daher sehr bemoost, was zur Folge hatte, dass die Bälle meist nicht richtig sprangen.

Die damalige Mannschaft bestand aus den Spielern Otto Alexander, Ernst Faust, Otto Günther, Emil Keller, Albert Schomber, Karl Zimmer, Wilhelm Bär, Heinrich Frank, Adolf Keller, Wilhelm Lein, Adolf Zimmer und Otto Zimmer. Aus dem Nachbarort Freienseen waren auch mit dabei Heinrich Beyer, Emil Hofmann, Karl Beyer und Karl Immelt.

(SSV-Festschrift 1991)

Fotos

 
10. August 1922

Flachsernte

Eine ungewöhnliche Arbeit kostet in diesem Jahr (im August) die Bebauung der Flachsfelder. Der feuchte Sommer, der trotz allen Niederschlägen keine eigentliche Durchweichung des Bodens gebracht, fördert sehr den Wuchs des Unkrautes. Das muß aus dem Flachse entfernt werden. Der Flachs hat reichlich geblüht, sodaß für den Leinertrag gute Aussichten vorhanden sind. Wer die heutigen Preise für die Leinwand kennt, weiß auch, daß der Preis für Rohflachs, wie er jetzt meist verkauft wird, szark gestiegen ist. Die Flachszucht stellt demnach einen recht ergiebigen Zweig der Landwirtschaft dar.

(Grünberger Anzeiger)

 
30. Juli 1922

Erntezeit

Die ersten Kornhausten stehen im Felde, aber es fehlt das rechte Erntewetter. Kaum zwei Tage Sonnenschein, dann treten wieder Niederschläge ein. Sehr üppig sind die Kartoffelfelder, sie stehen in voller Blüte. Dem Grummet kommt das allzeit feuchte Wetter sehr zu statten. Da das Heu nicht vollkommene Ernte geliefert, ist eine gute Grummeternte umso wünschenswerter. Der Preis für gutes Heu steht auf 650 Mark für den Zentner.

(Grünberger Anzeiger)

 
25. Juli 1922

Anzeige

Verkaufsanzeige der Gemeinde Klein-Eichen.

(Grünberger Anzeiger)

Fotos

 
05. Juli 1922

Besichtigungsfahrt

Am Mittwoch (5. Juli 1922) fand eine Besichtigung vieler Gemarkungen des Kreises Schotten durch das Ministerium für Wirtschafts und Arbeit mit 7 Sachverständigen statt, um den Stand der Getreidesaaten festzustellen. Die Fahrt der beiden Automobile ging von Nidda los bis nach Altenhain, Freienseen und Laubach. Es zeigte sich allgemein ein schlechter Stand des Winterweizens, teilweise des Roggens und vielfach des Sommergetreides.

(Grünberger Anzeiger)

 
29. Juni 1922

Elektrisches Licht

Die Hauseinrichtungen für das elektrische Licht sind jetzt (Juni 1912) in Groß-Eichen fertiggestellt. Nun beginnen die Arbeiten für die Hochspannungsleitung und das Straßennetz. Nachdem die Gemeinde Ober-Ohmen schlechte Erfahrungen mit einem eigenen Elektrizitätswerk gemacht, hat man auch hier diesen Plan, obgleich die Masten schon standen, aufgegeben und den Anschluß an die Überlandleitung vorgezogen. Schon im Januar d. J. wurden Klein-Eichen und Lardenbach das Stromnetz in Betrieb genommen.

(Grünberger Anzeiger)

 
20. Juni 1922

Vom westlichen Vogelsberg

"Ein trauriges Zeichen unserer Zeit ist der abnehmende Wildbestand in unseren früher so wildreichen Gegenden, über den von den Waidmännern lebhaft Klage geführt wird. Dank dem Eifer, mit dem sich allerlei Kriegs- und Revolutionsgewinnler auf das edle Waidwerk gestürzt haben, können wir es erleben, daß in absehbarer Zeit unser Wildbestand fast vollständig ausgerotet wird.

Rehe sieht man in unseren ausgedehnten Wäldern nur noch selten - vielleicht den zehnten Teil so viel als früher -, Meister Reinecke ist infolge der überhandnehmenden Fallenstellerei fast ganz verschwunden. Für den Natur- und Tierfreund ist das sehr betrübend; er kann von Glück sagen, wenn ihm auf seinem Sonntagsspaziergang durch Feld, Wald und Wiese ein Häslein begegnet.

Doch es gibt auch noch Jäger, die aus Idealismus und nicht aus reiner Geldgier und Freude am Morden das edle Waidwerk ausüben. Vielleicht erbarmen sie sich über die wenigen noch lebenden Kreaturen, damit sie unserem deutschen Wald, der deutschen Heimat und allen Freunden von Gottes herrlicher Natur erhalten bleiben.

Die unersättlichen Nimrode aber, die alles wegpaffen, was ihnen vor die Flinte läuft, mögen bedenken, daß sie nicht alleine auf der Welt sind."

(Grünberger Anzeiger)

Fotos

 
29. Mai 1922

Versteigerung

Am Dienstag den 6. Juni nachmittags 2 Uhr werden auf dem Stockhäuserhof bei Otto Graulich nachfolgende Gegenstände aus dem Nachlasse des Lehrers Schneider gegen Barzahlung öffentlich meistbiedend versteigert:

1 vollständiges, guterhaltenes Federbett mit Sprungfedermatratze, 1 kleiner Tisch, 1 Nachttisch, 1 Nachtstuhl, 1 Vogelkäfig, mehrere Paar getragene Schuhe und Lederpantoffel (Größe 43), 1 Rohrsessel, Schirme, Hüte, Gummieinlage und dergl. Besichtigung von halb 2 Uhr ab.

Lardenbach, den 29. Mai 1922

Lein, Ortsgerichtsvorsteher

 
24. Februar 1922

Elektrizitätsversorgung

Nachdem der Provinzialtag am 19. März 1921 beschlossen hat, den noch unversorgten Teil der Provinz in das Elektrizitätsversorgungsgebiet einzubeziehen und die Bauarbeiten im Frühjahr 1921 beginnen zu lassen, ist zwischen der Provinz Oberhessen und der Gemeinde Klein-Eichen ein Vertrag abgeschlossen worden.

In diesem Vertrag verpflichtet sich die Provinz Oberhessen die Gemeinde Klein-Eichen mit elektrischer Energie zu versorgen. Geliefert wird Drehstrom mit 3 x 380/220 Volt Spannung in der von der Gemeinde und ihren Einwohnern benötigten Menge. Die Messung des Energieverbrauchs der einzelnen Abnehmer erfolgt durch Elektrizitätsmesser, die den Abnehmern gegen eine Gebühr überlassen werden.

Die Gemeinde stellt eine Arbeitskraft, die monatlich einmal nach den Weisungen der Betriebsleitung der Überlandanlage die Zählerstände bei den einzelnen Verbrauchern aufnimmt und die fälligen Beträge einzieht. Die Provinz entrichtet der Gemeinde für die gestellte Arbeitskraft je nach der Anzahl der aufzunehmenden Zähler eine Gebühr.

Die Provinz baut und liefert alle zur Stromversorgung der Gemeinde notwendigen Anlagen, nämlich die Hochspannungsleitungen, die Transformationsstationen mit Ausrüstung und Transformatoren, das Ortsnetz mit Hausanschlüssen, Straßenbeleuchtung und Zähler. Diese gesamten Anlagen sind Eigentum der Provinz und werden von ihr betrieben und unterhalten.

Das Ortsnetz wird auf alle angelegten Straßen im geschlossenen Ortsbezirk ausgedehnt, sofern aus diesen Straßen Anmeldungen vorliegen. Für den Umfang des Ortsnetzes und den Anschluß aller Stromverbraucher sind die jeweils gültigen Stromlieferungsbedingungen massgebend.

Die Gemeinde verpflichtet sich, vom Beginn der Stromlieferung ab die Straßen elektrisch zu beleuchten und zwar in dem Umfang, dass auf je 100 Einwohner mindestens 2 Lampen von je 50 Kerzenstärken oder 4 Lampen von je 25 Kerzenstärken entfallen. Den Ort für das Anbringen der Lampen bestimmt die Gemeinde.

Die Gemeinde hat ausser den Kosten des Stronverbrauchs nur diejenigen des Lampenersatzes und des Ersatzes für zerbrochene Schutzgläser zu tragen. Sie übernimmt ferner das Aus- und Einschalten der Straßenbeleuchtung, sowie das Herausnehmen der alten und das Einsetzen neuer Lampen.

Die Ausführung der Hausinstallationen, die Lieferung von Elektromotoren, elektrischen Apparaten, Beleuchtungskörpern usw. bleibt dem freien Wettbewerb überlassen.

Von den durch den Anschluss der Gemeinde an das Überlandnetz entstehenden Baukosten, also für Hochspannungsfernleitungen, Transformationsstationen mit Ausrüstung und Transformatoren, Ortsnetz mit Hausanschlüssen, Straßenbeleuchtung und Zähler, übernimmt die Provinz ein Viertel, den Rest hat die Gemeinde zu tragen.

Eine Aktennotiz vom 24. Februar 1922 gibt Auskunft über die Inbetriebnahme der Anlage in Klein-Eichen und Lardenbach: Am 27. v. M. (Januar) nachmittags 2.50 Uhr wurde die 20 000 Volt-Fernleitung von Abzweigmast bei Grube Weickartshain bis Lardenbach mit einer Gesamtlänge von 0,8 Kilometer bei einem Leitungsquerschnitt von 3x 16 qmm aus Eisenseil, ferner die Transf.-Station Lardenbach = Klein-Eichen für beide Ortsnetze mit Straßenbeleuchtung in Betrieb genommen.

Anwesend waren Herr Bürgermeister Lein (Lardenbach) und Herr Bürgermeister Hoffmann (Klein-Eichen), Montage-Inspektor Albohn und Ingenieur Vatter.

Die Straßenbeleuchtung wird vorerst durch Drehschalter betätigt. Die Schalteinrichtung ist in der Schule Lardenbach untergebracht. Die Straßenbeleuchtung beider Gemeinden wird gemeinsam geschaltet. An Straßenlampen sind 7 Stück in Lardenbach (50 NK) und 8 Stück in Klein-Eichen (25 NK) eingerichtet. Sie werden halbnächtig betrieben.

Fotos

 
04. Februar 1922

Lehrer Peter Schneider

Peter Schneider aus Maulbach war von 1856 bis 1905 Lehrer an der Volksschule Lardenbach/Klein-Eichen. Geboren 1834, war er verheiratet mit Karoline Reitz vom Stockhäuser Hof. Sie hatten zwei Kinder. Peter Schneider war ein sehr großer Mann und bis ins hohe Alter voller Kraft und Energie, humorvoll und unverwüstlich.

Zeitweise unterrichtete er bis zu 120 Kinder. Daneben leitete er die Fortbildungsschule und versah an Sonn- und Feiertagen als Organist den Kirchendienst. Bis in das Jahr 1900 hatte er seine eigene Landwirtschaft betrieben. Und er sorgte dafür, dass in der Lardenbacher Kirche eine neue Orgel eingebaut wurde.

Lehrer Schneider war Mitbegründer des Gesangvereins und dirigierte vermutlich bis zum Jahre 1905 den Chor. Im Jahre 1894 erhielt Lehrer Schneider das silberne Kreuz des Verdienstordens Philipps des Großmütigen II. Klasse. Am 4. Oktober 1904 wurde sein 50-jähriges Dienstjubiläum gefeiert. Mit Wirkung vom 1. Oktober 1905 trat Peter Schneider in den Ruhestand.

Festschrift "100 Jahre MGV"

Fotos

 
15. Januar 1922

Verlobung, 1922

Willi Momberger war ein Kaufmann aus Bochum und handelte u. a. mit Baustoffen auf der Seenbrücke. Geboren wurde er im November 1896. Emilie Zimmer aus Klein-Eichen wurde am 17. April 1897 geboren. Sie war die ältere Schwester von Otto Zimmer, dem Vater von Johann Zimmer (Lardenbach) und Günther Zimmer (Klein-Eichen).

Fotos

 
08. Januar 1922

"Die Heiteren Dorfbilder"

Jedem Besucher werden die "Heiteren Dorfbilder aus dem Vogelsberger Volksleben" noch in froher Erinnerung sein, welche der Gesangverein Lardenbach (Klein-Eichen wurde erst später dem Namen zugefügt) im vergangenen Winter aufführte. Am kommenden Sonntag (8. Januar 1922) bringt der Männergesangverein Lardenbach ein Stück Odenwälder Volksleben auf die Bühne: "s' Millersch Liss'l vunn Michelboch". Näheres im Anzeigenteil.

Am vergangenen Sonntag (8. Januar 1922) spielte der hiesige Männergesangverein das prächtige Volksstück "s' Müllersch Liss'l vunn Michelboch"" von Herrn Lehrer Schwalbach in Heppenheim a. d. Bergstraße. Die Darsteller dürfen auf ihren Erfolg stolz sein. Herr August Sauer spielte den "Mühlbauer" meisterhaft. Das Liss'l (Emma Keller) "himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt", "das herzengute Bäs'l" (Berta Kratz), das giftige "Dreid#l" (Lina Knöß), die heiratslustige "Margret" (Lina Geiß), der verliebte "Christ'l" (Heinrich Knöß), der dumme "Peet'l" (Hermann Dörr), der humorvolle "Lipp" (Ernst Lein) und wie sie alle heißen: alle waren an ihrem Platze. Der Saal war trotz des schlechten Wetters voll besetzt. Am kommenden Sonntag (15. Januar) wird das Stück wiederholt. Kassenöffnung und Beginn wie am letzten Sonntag.

(Grünberger Anzeiger)

Fotos

 

 

 

back top next