22. Dezember 1923 | Meldungen
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14. Dezember 1923 | MeldungenAb Donnerstag, 6. Dezember 1923, fällt wegen ungenügender Besetzung ein erheblicher Teil an Zügen aus. Es sind dies auch die Strecken Gießen-Fulda (zwischen Gießen und Mücke), Mücke-Laubach-Hungen (hier verkehrt nur Werktags der Zug Mücke ab 1.29-Hungen an 2.22.. An Sonn- und Feiertagen fällt der Zug Hungen ab 2.53-Mücke an 3.55 aus. Gegenwärtig (11. Dezember 1923) durchziehen männliche Personen von etwa 20 Jahren, angeblich von Gießen, die Dörfer unseres Vogelsberges und fechten Mehl, Frucht und dergl. Die erbettelten Nahrungsmittel werden von den Burschen verkauft, um Schnaps und Zigarretten einzuhandeln. Also die Wohltätigkeit der Leute wird oft mißbraucht zur Liederlichkeit. In der Gegend um Mücke herrscht gegenwärtug (14. Dezember 1923) einige Aufregung, da die Polizei in einigen Orten Milchpantscher entdeckte, die nun ihrer Bestrafung, jedenfalls Freiheitsstrafen, entgegengehen. Man kann nur unserer Polizeibehörde dankbar sein, dass jetzt Wucherern, Betrügern und Schiebern gehörig auf die Finger gesehen wird, ist es doch ein Skandal, wenn Leute ihr sauerverdientes Geld für Wasser, das sie in jedem Brunnentrog schöpfen können, hingeben müssen, und ihre Kinder, die schon an Unterernährung leiden, weil gar mancher Familienvater auch die notwendigsten Nahrungsmittel nicht kaufen kann, statt Milch gefärbtes Wasser bekommen. (Grünberger Anzeiger) |
18. Oktober 1923 | MeldungenIn der Öffentlichkeit ist in letzter Zeit verschiedentlich der Wunsch zum Ausdruck gebracht worden, über die Erwerbslosenführsorge unterrichtet zu werden. Von authentischer Seite wird uns über die Bestimmungen der Reichsverordnung über Erwerbslosenführsorge folgendes mitgeteilt: Wie aus der Reichsbank zu erfahren, werden zurzeit neue Reichsbanknoten zu 5 und 10 Milliarden gedruckt. Die neuen Scheine werden mit kleinen Abweichungen in der Art der 100-Millionen-Scheine erscheinen. Die Löhne für Waldarbeiter sind für die Woche vom 7. bis 13. Oktober wie folgt festgesetzt: Lohngebiet 1 pro Stunde 78 Millionen, Lohngebiet 2 pro Stunde 66 Millionen Mark. Die Stücklöhne sind im gleichen Verhältnis wie die Stundenlöhne erhöht. St. Gallus, seit Jahren ein untrügliches Stimmungsbarometer, zeigt auf "teure Zeiten". Auf dem Viehmarkt (zum Gallusmarkt) waren 344 Ferkel aufgetrieben, umgesetzt wurde nur ein kleiner Teil. Die Forderungen gingen auf den Vorkriegspreisen zurück; bei den Umrechnungen richtete man sich nach dem Kurs der Steuermark. 8-10 Wochen alte Tiere sollten 12 Milliarden kosten, jüngere entsprechend weniger (bis zu 7 Milliarden). Die Verkäufer ließen sich nur unbedeutende Summen herunterhandeln und beharrten zumeist auf den genannten Beträgen. (Grünberger Anzeiger, 11., 13. und 18. Oktober 1923) |
01. Oktober 1923 | LebensmittelversorgungDas "Schottener Kreisblatt" veröffentlicht (am 1. Oktober 1923) folgende "Mahnung": Betr.: Lebensmittelversorgung im Wirtschaftsjahr 1923/24. - Landwirte, ihr habt stets freie Wirtschaft gefordert; wohlan! auch der Verkehr mit Brotgetreide ist jetzt frei. Vergeßt aber auch nicht Eure Pflicht, das entbehrliche Getreide ohne Verzug an Absatzgenossenschaften, Müller, Händler abzusetzen, damit am 16. Oktober Stockungen im Bezug von Mehl und Brot vermieden werden. Die Kaufgelder legt wertbeständig an in Goldanleihen, Goldkonten der Sparkasse, nützlichen Vorräten. - Verkauft auch ebenso den Überschuß an Kartoffeln; es ist von allergrößter Wichtigkeit für Volk und Vaterland, daß alle Haushaltungen sich vor Winter mit ihrem Jahresbedarf versorgen können. - Liefert Milch in die Molkereien, damit Kranke und Kinder in den Städten dieses unentbehrliche Nahrungsmittel erhalten können. Laßt das Buttern für Handelszwecke; wieviel Verdruß entsteht durch das gebotene Einschreiten gegen Schleichhändler mit Strafe und Beschlagnahme! - Unterlaßt das Verfüttern von Brotgetreide und Mehl an Vieh; es ist mit hohen Strafen bedroht und eine Sünde am Volk, zumal eine reiche Futtermittelernte es überflüssig macht. Vergeßt nicht, daß alle Stände heute eine Not- und Schicksalgemeinschaft bilden; leidet ein Stand, so leiden alle. [Die junge Weimarer Republik erlebt 1923 das schwerste Jahr seit ihrer Gründung. Mit der Besetzung des Ruhrgebiets durch Frankreich und Belgien eskaliert der Konflikt um die Reparationszahlungen. Putschversuche und Aufstände erschüttern das Deutsche Reich, die galoppierende Inflation führt schließlich zur Währungsreform. Durch die katastrophale Wirtschaftssituation des Deutschen Reichs entsteht eine innenpolitische Krisenlage, die das Reich vor eine Zerreißprobe stellt und einen Bürgerkrieg in den Bereich des Möglichen rückt. Im Herbst 1923 erreicht die Krise ihren Höhepunkt.] (Grünberger Anzeiger/chroniknet) |
21. August 1923 | BrotkartenausgabeDas Kreisamt Schotten schreibt an die 54 Bürgermeistereien des Kreises: Die uns von der Reichsgetreidestelle zugewiesene Menge Brotgetreide für die Zeit vom 16. 8. bis 15. 9. war so gering bemessen, daß die Versorgungsberechtigten, die gar keine Frucht gebaut haben, nicht voll befriedigt werden konnten. Nun ist heute (21. August 1923) die Nachricht eingetroffen, daß eine weitere Menge uns zugewiesen sei. Dadurch sind wir in die Lage versetzt, denjenigen Teilversorgern die zu den Bedürftigen gehören, und noch kein eigenes Mehl haben, Brotkarten zu geben. Wir ermächtigen Sie darnach zu verfahren. Etwaiger Mehrbedarf an Brotkarten ist bei der Kornstelle anzufordern. (Grünberger Anzeiger)
[Nach dem Ersten Weltkrieg mussten wichtige Lebensmittel und Verbrauchsgüter noch jahrelang rationiert werden. Die junge "Weimarer Republik" war nicht nur durch die gewaltigen Reparationsleistungen der Alliierten geschwächt, sondern auch politischen Umsturzversuchen ausgesetzt. Das Jahr 1923 spielt dabei eine besondere Rolle. Anfang 1923 besetzten französische und belgische Truppen das Rheinland, weil Deutschland mit der kostenlosen Lieferung von Kohle in Verzug geraten war. Danach brach das Vertrauen in die deutsche Mark-Währung immer mehr zusammen und ab Juli 1923 brach die Hyperinflation aus.] |
20. August 1923 | Kirchengemeinde Groß-Eichen - Klein-EichenZur Zeit (August 1933) wird die Kirche in Groß-Eichen im Inneren wiederhergestellt und gleichzeitig eine Warmluftheizung eingebaut. Unter der Tünche und Farbe sind allerlei alte Malereien zum Vorschein gekommen, die nun wieder aufgefrischt werden sollen. Auch die Grundmauern der ehemaligen alten Kapelle wurden z. T. bei Ausgrabungen im Kirchenschiff endeckt. Die jetzige Kirche wurde im Jahre 1747 erbaut. Die Gottesdienste werden z. Zt. in der Turnhalle gehalten. Am vergangenen Sonntag (20. August 1933) fand der Eröffnungsgottesdienst für den diesjährigen Konfirmandenunterricht statt. Es sind in diesem Jahr 11 Konfirmanden, 5 Knaben und 6 Mädchen, darunter 2 Knaben und 2 Mädchen aus Klein-Eichen. [Die Konfirmation für diesen Jahrgang (1920?) fand dann 1934 statt.] (Grünberger Anzeiger, Festschrift Kirche Groß-Eichen) |
14. August 1923 | PapiergeldflutAuf der Titelseite des Grünberger Anzeigers vom 14. August 1923 heißt es unter der Überschrift "Der Kampf gegen die Papiergeldflut": Der Sturz der Mark ins Bodenlose, die ungeheuerlichen Preissteigerungen, die die Kaufkraft breitester Volkskreise vernichtet haben, zu alledem Mangel an Waren und Lebensmitteln sind die Quelle schwerster körperlicher und seelischer Leiden für die Bevölkerung geworden. Bis zum heutigen Tage verhindert ein gnadenloser Gegner jede Lösung der Ruhr- und Reparationsfrage, die nicht auf eine Erdrosselung Deutschlands hinausläuft. Aus eigener Kraft muß Deutschland gegenwärtig alles aufbieten, um der weiteren Entwertung seines Geldes, um dem Fortschreiten der Inflation und dem weiteren Umsichgreifen der Zerrüttung zu entgehen. [...] Die Zeitung wendet sich auf derselben Seite an alle Bezieher des Anzeigers: Die Umwälzungen auf dem Geldmarkt der letzten Tage, die anscheinend allgemein mit der Einführung einer Preisberechnung in Goldmark und einer Bezahlung in Papiermark enden sollen, haben einen Ansturm auf die Betriebsmittel zur Folge gehabt, wie er in einem solchen Umfang noch nicht erlebt wurde. Die Löhne haben sich seit Anfang des Monats verfünffacht, der Papierpreis hält ebenfalls gleichen Schritt mit der Entwertung der Mark, ebenso alle Materialpreise. [...] So ist, denn eine Nacherhebung für den Monat August nicht zu umgehen. Sie beträgt [...] für den "Grünberger" und "Laubacher Anzeiger" 90.000 Mk. und 5000 Mk. Trägerlohn. Es ist vor allem nötig, daß diese Nachzahlung für uns sofort verfügbar wird, damit nicht etwa eine neue Geldentwertungswelle ihre Wirkung wieder aufhebt. [...] Der größte Teil der Leser lernte wohl die neuesten Auswirkungen der letzten Markentwertung auf die Zahlungsbedingungen beim Einkauf aus eigener Erfahrung kennen, [...] Ebenfalls auf der Titelseite steht dann: Soeben erhalten wir Kenntnis von der Mitteilung des Vereins Deutscher Zeitungsverleger, wonach die Löhne für die laufende Woche entsprechend der Indexsteigerung weiter erhöht wurden. Der Waggon Papier wird am 1. September mindestens 3 Milliarden Mark kosten. Die am gestrigen Tage errechneten Aufschläge auf die Augustbezugspreise (90 000 und 5000 Mark) sind hierdurch weit überholt. Sie müssen auf 140 000 Mark und 10 000 Mark Trägerlohn erhöht werden. [...] (Grünberger Anzeiger) |
03. Mai 1923 | FeldgeschworenerDer Grünberger Anzeiger berichtete am 3. Mai 1923 von der Ernennung und Verpflichtung des Landwirtes Heinrich Eckhard zum Feldgeschworenen der Gemeinde Klein-Eichen. Obwohl der Name Eckhard in der Zeitung nur mit "d" am Ende geschrieben wird, wird es sicherlich Heinrich Eckhardt (geb. 1870) sein. "Eckhard" taucht im Geburtsregister der Kirchenbücher nicht auf. Heinrich Eckhardt ist der Bruder von Wilhelm Eckhardt, dessen Sohn, ebenfalls Wilhelm, Bürgermeister von Klein-Eichen werden wird. Heinrichs Tochter Minna Eckhardt heiratet 1919 Karl Kühn aus Ilsdorf. Deren Sohn Erwin den elterlichen Hof in der Groß-Eichener Straße bewirtschaftet. Das Amt des Feldgeschworenen ist eines der ältesten Ämter der kommunalen Selbstverwaltung. Das Ehrenamt soll schon im 13. Jahrhundert entstanden sein. Die Obrigkeit erkannte die Notwendigkeit, das vor Ort Ansprechpartner in den Dörfern nötig waren, die sich mit den lokalen Gegebenheiten auskannten und die Grenzbeaufsichtigung gewährleisteten. Da zu der damaligen Zeit jeder kleinste Acker bzw. Wald sehr wertvoll und wichtig für die Bauern und Gemeinden war, wurden im Laufe der Jahrzehnte häufiger einmal die Grenzen etwas verschoben. Die Grenzen waren in der Regel festgelegt durch z. B. Bäume, Büsche, Hecken oder auch durch Gräben. Mit der Zeit jedoch setzte man zur Kennzeichnung der Grenze die so genannten Grenzsteine. Besonders in Wald- oder abgelegenen Gebieten traten solche Grenzverschiebungen häufiger auf. Daher begann man in angemessenen Zeiträumen die Gemarkungsgrenze der Gemeinde zu begehen. Es wurden neben Amtspersonen, auch "Feldgeschworene" der betroffenen Gemeinden gewählt, um die Ordnung der Grenze zu überprüfen und sicher zu stellen. Diese Grenzbegehungen als erforderliche Notwendigkeit, waren sehr wichtig, um Auseinandersetzungen mit den jeweiligen Nachbargemeinden bezüglich des korrekten Grenzverlaufes zu schlichten und zur Einigung zu bringen. Etwaige Grenzverletzungen mussten den zuständigen Ämtern gemeldet werden. Feldgeschworene setzten Grenzsteine höher oder tiefer, wechselten beschädigte Grenzzeichen aus und entfernten Grenzzeichen. Feldgeschworene hatten das Recht Grenzermittlungen, Grundstücksteilungen und -abmarkungen durchzuführen. (Grünberger Anzeiger) |
23. April 1923 | Deutsches VolksopferAls zweite Gabe für das Deutsche Volksopfer spendete die Gemeinde Lardenbach 10 620 Mk. Die Belegschaft der Grube Hoffnung zu Stockhausen (Gewerkschaft Luse und Ilsdorf in Weickartshain) lieferte in der Woche vom 8.-14. April 158 342 Mk., vom 15.-21. April 143 978 Mark an das Deutsche Volksopfer ab. ("Das Deutsche Volksopfer" waren Spenden anläßlich der Ruhrbesetzung 1923. Die Krise von 1923 wurde durch die französische Besetzung des Ruhrgebiets ausgelöst. Im Jahr vor dem März 1921 blieb der Außenwert der Mark stabil. Im Laufe des Jahres 1922 fiel sein Wert. Mit der Ruhrbesetzung ging der Wert in den freien Fall.) (Grünberger Anzeiger) |
19. April 1923 | Anzeige Im Grünberger Anzeiger vom 19. April 1923 erschien folgende Anzeige: |
07. April 1923 | Johann-Friedrich-Stift zu LaubachIm Grünberger Anzeiger vom 7. April 1923 blickt der Laubacher Pfarrer Nebel auf die Geschichte des Johann-Friedrich-Stifts zu Laubach zurück. Dieses Armen- und Siechenhauses wurde 1708-1711 in der Stiftstraße als großer Fachwerbau errichtet. Die "Laubacher Specification" ist damals von Pfarrer Marquard aufgestellt worden. Sie enthält 34 Nummern, viele davon umfassen Ehepaare mit Kindern, einige davon seien mitgeteilt [1923 im Grünberger Anzeiger]: 1.) Hans Engels Witwe, 60 Jahre alt, ohne Verstand, hat eine Tochter bei sich welche viel ausstehen muß. Gott erbarm sich! 2.) Hans Orbels nun auch mutterlose Waisen. Der Knab ist böß und ungehorsam, Gott mache ihn und andere fromm! 4.) Joh. Cremetzer und Frau. Er ist 78 Jahre alt und dem Brantweintrinken ergeben gewesen, sie aber auf 66 Jahre alt, sonst still und fromm. 6.) Caspar Seippen Tochter, auf 40 Jahre alt, bis transgressa 6. praec. (hat zweimal das 6. Gebot übertreten). Gott wolle sie bessern! 7.) Konrad Wölls Tochter cum spurio (mit einem unehelichen Kind) ist über 40 Jahre alt, sonst schlecht und ohne sonderlichen Verstand. 8.) Burkhard Georgen Wittib, auf 70 Jahre alt, hat ihre Fehler und sind einige mit ihrem Tabakrauchen nicht zufrieden. 9.) Amalie Schirmerin, auf 50 Jahre alt, schlecht, ohne sonderlichen Verstand, soll auch den Brantwein gern trinken. 10.) Elisabeth Jägerin, auf 40 Jahre alt, fromm, still und Gott herzlich liebend. 11.) Hans Friedrich Kühnen Wittib, ist über 70 Jahre alt, still und fromm. 15.) Die Siech-Gertraud, auf 50 Jahre alt, hat sonst ein stilles Leben geführt. 18.) Siegfried Engel mit Frau, er ist über 70 Jahre alt, sie auf 60 Jahre. Gott bringe sie zur wahren Bekehrung im Alter! 32.) Des entlossenen Lißmanns Frau, vulgo Horluffs-Lies, mit ihren 4 Kindern, über 40 Jahre alt, der älteste Bub auf 16 Jahre, hat den Schein der Gottseligkeit, lebt aber mit der Nachbarin in stetem Zank und Streit. 34.) Phillips Roben Tochter, über 20 Jahre alt, ist stumm und fast von jedermann verlassen. Von Freienseen werden 43 Personen namhaft gemacht, von Ruppertsburg 8, Gonterskirchen 10, Wetterfeld 8, Lardenbach 14, Ilsdorf 4, Utphe 36, darunter drei Witwen mit 5, 4, 6 unerzogenen Kindern, 1 Mann mit 8 Kindern, Trais-Horloff 8, Inheiden 10. Aus dieser großen Menge wurde zunächst eine Auswahl der Bedürftigen getroffen, und von dieser engeren Auswahl wurden 20 aufgenommen, die auf einem Bogen verzeichnet sind: "Folgende Armen und Dürftigen wurden zu Anfang in's Armenhaus aufgenommen den 3. Januar 1711. An alten Männern 2 aus Laubach. An Wittwen eine von Laubach, je eine von Ruppertsburg, Gonterskirchen, Lardenbach, Trais, Inheiden. An ledigen Weibspersonen 2 von Laubach, je eine von Freienseen und Wetterfeld. An Kindern: 5 von Laubach, 1 von Freienseen, 1 von Ilsdorf, 1 von Utphe." Wir sehen aus diesem Verzeichnis, wie Armut und Elend groß und das Bedürfnis nach einem solchen Haus schreiend war. Wir sehen aber auch, in wie bescheidendem Maß nur Hilfe gebracht werden konnte. (Grünberger Anzeiger) |
06. März 1923 | ÜberstundenDie Belegschaft der Gewerkschaft Luse u. Ilsdorf zu Weickartshain macht zu Gunsten des Deutschen Volksopfers jede Woche eine Überstunde. Die Woche vom 19.-24. Februar erbrachte einen Betrag von 345 464,52 Mk., der sich auf die einzelnen Betriebe folgendermaßen verteilt: Grube Hoffnung, Stockhausen, 264 134,52 Mk., Grube Maximus, Lardenbach, 57 216,17 Mk., Grube Luse, Ilsdorf, 24 113,50 Mk. (Grünberger Anzeiger) |
14. Februar 1923 | Aus dem VogelsbergIn weiteren Kreisen macht sich die Besorgnis geltend, daß es rein unmöglich wird, so erschreckend hohe Holzpreise zu bezahlen, wie sie gleich im Beginn der ersten Brennholzversteigerungen auftreten. Warum findet man nicht an den maßgebenden Stellen Mittel und Wege, diesen unmöglichen Preisen wirksam zu begegnen? Wäre es da nicht angebracht, eine Rationierung anzuwenden, wie sie vor zwei Jahren gewesen? Viele Leute können schlechterdings das Brennholzgeld nicht aufbringen. (Grünberger Anzeiger) |
03. Februar 1923 | Bekämpfung Vergnügungs- und GenußsuchtDem Lehrer A. Bach aus Flensungen reicht es nicht aus, wie der Staat gegen die Schlemmer und den Alkoholmißbrauch vorgeht. In einem Beitrag des Anzeigers schreibt er: Im Grünberger und Laubacher Anzeiger erschien ein Rundschreiben des Herrn Reichskanzlers an die Länder unter der Überschrift "Zur Reinigung unseres öffentlichen Lebens". Darin wandte sich der Reichskanzler gegen die Schlemmer und den Alkoholmißbrauch und betonte, es sei eine Notwendigkeit für Reich und Länder, daß mit aller Kraft dagegen vorgegangen werde. Eine Verordnung unserer Regierung folgte diesem Rundschreiben bald. Es dürfte aber wohl noch wenig bekannt sein, daß schon in früheren Jahrhunderten unsere hessische Regierung der Vergnügungs- und Genußsucht noch viel kräftiger zu Leibe rückte. Wir denken an die Hessische Kirchen- und Disziplinordnung, die der Landgraf Philipp der Großmütige 1543 erließ. Ihre Artikel handeln: Lehrer Bach geht in der Zeit weit zurück, um seine Forderungen zu erläutern. (Grünberger Anzeiger) |
23. Januar 1923 | Von der JagdDer Hase wird eben mit 2000-3000 Mark bezahlt. Durch diese Preissteigerung kommen die Jagdpächter auf ihre Kosten. Es gibt gute Hasenjagden, die einen Erfolg nicht unter hundert Hasen haben. Das sind 200 000 Mark. Sehr oft beträgt die Pachtsumme kaum 6000 Mark. Infolge der Entwertung der Mark beanspruchen die Gemeinden eine ausgleichende Erhöhung der Jagdpachten. Die meisten Gemeinden haben diese Angelegenheit mit den Jagdpächtern in Güter erledigt. Die Gemeinde Nieder-Ohmen z. B. erhält von ihrem Jagdpächter zu der jährlichen Grundpacht von 6000 Mk. einen Zuschuß von 64 000 Mk., macht zusammen 70 000 Mk. Wenn ein Jagdpächter besonderes Glück mit dem Pelzwild hat, wie dieser Tage einer von Wetterfeld, so kann er sich gratulieren. Von jenem Jagdpächter wird mitgeteilt, daß er in einer Woche zwei Marder, einen Fuchs und ein Reh erbeutete. Allein für das Steinmarderfell werden heute bis zu 100 000 Mark bezahlt. Kaum wird das Maulwurffangen betrieben, so häufen sich auch die Klagen über das Stehlen von Maulwurfsfallen. Die Maulwurfsfelle werden mit 500 Mark bezahlt. Die Fänger von Füchsen machen jetzt auch gute Geschäfte, bezahlt man doch ein gutes Fuchsfell mit 30 000 Mark. (Eine schwere Bewährungsprobe erwartete die junge Weimarer Republik 1923. Deutschlands Wirtschaft lag in Scherben, der Staat war pleite. Um dennoch seine Schulden bezahlen zu können, wurde ständig mehr Geld gedruckt. Die Inflation war eine Spätfolge des Ersten Weltkriegs.) (Grünberger Anzeiger) |
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